■ Nachlese
: Betr.: Braunmühl-Mord und FAZ

Die Stunde des Attentats ist die Stunde der Mitherausgeber. „Rm“ - das ist Johann Georg Reißmüller - in der FAZ sieht schwarz. Nach dem Mord an von Braunmühl befindet er zwar schlicht und zufrieden: „Die Trauerfeier war würdig“; aber es geht ja gar nicht um den Toten, es geht um Schlimmeres: „Der Staat tappt im dunkeln. Auf diese Weise wird er vielleicht einmal über einen der Täter stolpern; aber ... wirksame Bekämpfung des Terrorismus“ ist das nicht. Den täppisch im dunkeln herumstolpernden Staat treibt es offenbar nur hier um. Das ist Staatsfolklore. In anderen Ländern tappt höchstens die Polizei im dunkeln. Soll man über verhatschte Metaphorik unserer Stilisten grinsen? Das Grinsen wird einem vergehen: Reißmüller klagt nicht über den Staat im Dunkeln, er will, daß der Staat aus dem Dunkeln kommt. Gefahr geht nicht von den politischen Mördern aus, sie geht von den „linken FDP–Politikern“ aus. Ihr übertriebenes Eintreten für die Persönlichkeitsrechte, für den Datenschutz sind... ja was? Sind „Staatsdemontage“. Persönlichkeitsrechte seien ja nur dazu da, „das ungeheuer hehre Recht eines Mannes auf die Zweitwohnung, wo er sich mit seiner Zweitfrau traf“, zu verteidigen. Die FDP muß sich jetzt entscheiden, zwischen Ehebruch oder Staatserhaltung. Von Braunmühl wurde für politische Phrasen geopfert. Jetzt streiten sich die FAZ–Phraseologen um das Opfer. Reißmüller polemisiert gegen die permissive „Illustrierten–Republik“. Ihm zufolge ist schon genug Blut geflossen, um eine kleine FAZ–Diktatur zu weihen. KH