WAA–Blockaden bisher erfolgreich

■ Auch ein starkes Polizeiaufgebot konnte die Vielzahl von Straßenblockaden nicht verhindern / Kesseltaktik nun auch in Bayern / Bis jetzt etwa 90 Festnahmen / Die Polizei probte den Belagerungszustand

Aus Schwandorf Bernd Siegler

Manöverstimmung in der Oberpfalz: Bundesgrenzschutz, Bereitschaftspolizei und Sondereinsatzkommandos ausgerüstet mit Panzerfahrzeugen sollten die zweitägigen Blockadeaktionen im Keim ersticken - vergeblich. Bereits in der Nacht zum Donnerstag wurde ein Starkstrommast bei Amberg gefällt. Die Stromversorgung für die Stadt Hirschau war daraufhin für zwei Stunden unterbrochen. Drei Holzstrommasten bei Raubersweiherhaus in unmittelbarer Nähe des WAA–Geländes fielen ebenfalls den Sägen der WAA–Gegner zum Opfer. Mit den Blockadetagen sollte die Infrastruktur der WAA wie z.B. Zufahrtswege und beteiligte Firmen, getroffen werden. Entgegen anderslautenden Berichten haben sich die örtlichen Bürgerinitiativen nicht von den Blockadetagen distanziert. Bereits um sieben Uhr morgens wurde die Baufirma Donhauser in Schwandorf kurzzeitig blockiert. Die WAA– Gegner konnten mehrfach den Verkehr auf der von Schwandorf nach Wackersdorf führende Bundesstraße 85 zum Erliegen bringen. Die Zufahrt zum WAA–Baugelände bei Grafenricht war für drei Stunden nicht befahrbar. Die Polizei griff ab Mittag scharf durch. Erst dann konnte sie auch Hubschrauber einsetzen, da sich der starke Nebel verzogen hatte. Nachdem die Barrikade in Grafenricht angezündet worden war, probte die Polizei die Kesseltaktik. Etwa 40 unbeteiligte WAA– Gegner wurden von starken BGS– und SEK–Einheiten eingekesselt, erkennungsdienstlich behandelt und in „Unterbindungsgewahrsam“ genommen. Vorher waren bereits zwei Leute festgenommen worden, die als Skelett verkleidet an der Ortseinfahrt von Wackersdorf ein Transparent mit der Aufschrift „Der Atomstaat re(a)giert totsicher“ entrollt hatten. 30 Fahrradfahrer, die den Verkehr auf der B 85 von Amberg nach Schwandorf behindert hatten, wurden festgenommen. Die Reaktion der Bevölkerung auf die Blockadeaktionen war überwiegend positiv. Am Nachmittag fanden Kundgebungen in Schwarzenfeld und Burglengenfeld statt. Das absolute Demonstrationsverbot in Burglengenfeld wurde von etwa 400 WAA–Gegnern durchbrochen. Sie zogen zur Heidelberger– Zement AG. Die Firma liefert den Beton für den Bau der WAA. Polizei, unterstützt von Hubschraubern und Hunden, drängten die WAA–Gegner zurück auf den Marktplatz. Während sich die Demonstranten anschließend zerstreuten, blockierten Polizeikräfte den Marktplatz und damit die wichtigste Durchfahrtsstraße der Stadt für mehrere Stunden.