I N T E R V I E W „Sie haben recht gehabt“

■ Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der IG–Metall–Mitgliederzeitung metall

taz: Wie bewertest du die Verhaftung von Lappas? Moneta: Ich bin fest davon überzeugt, daß die Bundesregierung dahintersteht und daß sie damit der IG Metall und den Gewerkschaften insgesamt einen ungeheuren Dienst erwiesen hat. Die Diskussion über die Neue Heimat, die voll im Gange war und die sicherlich ziemlich stürmisch geworden wäre, wird dadurch in eine etwas andere Bahn getrieben. Es wird vielen klar, daß die Entscheidung gegen Lappas eine wirklich politische Entscheidung ist - eine antigewerkschaftliche politische Entscheidung. Es ging darum, Lappas nicht nur über die Sache Neue Heimat zu verhören, sondern aufzudecken, wie es um das Gewerkschaftsvermögen bestellt ist, wie groß die Kampfkraft der Gewerkschaften ist. Das ist eine Argumentation, die heute von den meisten Gewerkschaftern, vor allen Dingen der IG Metall, voll angenommen wird. Meinst du denn, daß die Argumentation berechtigt ist? Ich glaube, daß die Bundesregierung solche Absichten hat. Davon bin ich fest überzeugt. Was hältst du denn von der Parallele zu 1933, die von dem Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft, Günter Schröder, gezogen worden ist? Da ist mir etwas passiert, das ganz typisch ist für jeden, der intellektuell verkrampft ist. Als es zuerst kam, dachte ich, das ist doch nicht 1933. Die Gewerkschaften werden nicht verboten, sie werden nicht zerschlagen. Es gibt keine Nazi–Partei. Aber da merkte ich eben, daß das, was uns durch den Kopf geht, nicht identisch ist mit dem, was das Verständnis von aktiven Gewerkschaftern, ich würde sagen, von den Massen ist. Die sind spontan aufgestanden und haben ausgerechnet dem Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft eine stehende Ovation beigebracht, weil für sie klar war, daß das ein ganz gewaltiger Angriff gegen die Gewerkschaften ist, den man von vornherein abwehren muß. Und hinterher muß ich sagen, sie haben recht gehabt. Interviewer: Martin Kempe