Flugzeugattentäter plant Contra–Versorgung

■ Der Exilkubaner Luis Posada Carriles legte 1976 eine Bombe in ein Passagierflugzeug: 73 Tote / Mit geheimdienstlicher Hilfe gelang ihm die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Venezuela / Heute koordiniert er in El Salvador die Versorgung für die Contra

Aus Managua Georg Hodel

Ein seit über einem Jahr flüchtiger Flugzeugattentäter, der Exilkubaner Luis Posada Carriles, koordiniert auf dem salvadorianischen Luftwaffenstützpunkt Ilopango die Versorgungsflüge für die Contra. Dies behauptet die US–Zeitung The Miami Herald in ihrem Leitartikel der Mittwochausgabe unter Berufung auf den näheren Freundes– und Bekanntenkreis des Exilkubaners. Luis Posada Carriles soll laut der US–Zeitung mit dem mutmaßlichen CIA– Agenten „Ramon Medina“ identisch sein. In dessen Auftrag hat Eugene Hasenfus, der abgeschossene Luftfrachtspezialist, der nun als erster amerikanischer Kriegsgefangener in Managua vor Gericht steht, nach eigenen Aussagen gehandelt. Luis Posada, 58, gilt zusammen mit Orlando Bosch und zwei wei teren Exilkubanern als Hintermann des Sprengstoffanschlages auf eine „DC–8“–Linienmaschine der „Air Cubana“ im Oktober 1976. Bei der Explosion des Passagierflugzeuges, das von Barbados nach Havanna unterwegs war, kamen alle 73 Insassen, darunter mehrere nordkoreanische Diplomaten und das Nationalteam der kubanischen Fecht–Sportler, ums Leben. Posada, der zu dieser Zeit in Caracas eine Firma für Bewachungsaufgaben unterhielt, wurde noch im gleichen Monat von der venezolanischen Polizei festgenommen und später zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Im August 1985 gelang Posada die Flucht aus dem Hochsicherheitstrakt der Haftanstalt von „San Juan de los Morros“, nachdem, wie der venezolanische Justizminister erklärte, der Aufseher der Bewachungsequipe eine hohe Schmiergeldsumme - vene zolanische Presseorgane sprechen von 25.000 Dollar - entgegengenommen hatte. Die Identifizierung von Posada durch Hasenfus hat nun die ganze Aufmerksamkeit auf ein bisher wenig beachtetes Interview gelenkt, daß Posada dem venezolanischen Journalisten Rafael Del Naranco im Frühling dieses Jahres in El Salvador gewährt hatte. Del Naranco hatte erklärt, daß er nach einer ersten Kontaktaufnahme in Miami nach Merida im Süden Mexikos weitergeflogen sei, wo er von einem Kleinflugzeug aufgenommen und an einem unbekannten Ort in El Salvador abgesetzt worden war. Das Zusammentreffen mit Posada, so Del Naranco, sei von einem Filmteam festgehalten worden. Nach Darstellung von Del Naranco habe Posada nach seinem erfolgreichen Ausbruch zunächst Unterschlupf bei einem ehemaligen Offizier des venezolanischen Geheimdienstes „DISIP“ gefunden und sei später ausgeflogen worden. In Miami habe sich dann der flüchtige Attentäter einer umfassenden Gesichtsoperation unterzogen. Ausschnitte des Interviews sind nun im Juni im Rahmen eines Dokumentarberichts mit dem Titel „El Caso del Avion Cubano“ (“Der Fall des kubanischen Flugzeugs“) vom spanischsprachigen Kanal des Hollywood–Fernsehsenders „Channel 51“ ausgestrahlt worden. Nach Darstellung von „The Miami Herald“ soll die in Miami lebende Ehefrau von Luis Posada, Nieves, nach der Vorführung des Films ihren Ehegatten anhand seiner Stimme und seiner Handbewegungen erkannt haben. Posada, der bereits 1960 in die Dienste der CIA trat, kann auf eine beeindruckende Geheimdienstlaufbahn zurückblicken: In einem geheimen Trainingszentrum der CIA in Key West (Florida) wurde er im Kartenlesen, der Interpretation von Luftaufnahmen, der Navigation und in der Handhabung von Handfeuerwaffen und Sprengstoff ausgebildet. Als „Infiltrationsspezialist“ war er an den Vorbereitungen des „Schweinebucht“–Landungsunternehmensim Jahre 1961 in Kuba beteiligt und setzte seine Ausbildung nach dem Scheitern der Invasion bei der „Special Brigade 2506“ in Fort Benning und Fort Jackson fort. Im Rahmen seiner Tätigkeit als „principal agent“ der CIA beteiligte er sich außerdem an militärischen Geheimoperationen im Kongo und in Vietnam. 1967 wurde er nach Venezuela versetzt, wo er bis zur Machtübernahme der Sozialdemokraten unter Carlos Andres Perez im Jahre 1974 als Operationschef der venezolanischen Geheimdienstzentrale „DISIP“ tätig war.