Israelis schließen Büros von Westbank–Gewerkschaften

■ Besatzungsbehörden begründen Schließungen mit anti–israelischen Aktivitäten Mehrere Gewerkschaftsführer verhaftet, Büros durchsucht und Akten beschlagnahmt

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Der für den mittleren Abschnitt der besetzten Westbank verantwortliche israelische Militär– Kommandeur, General Ehud Barak, hat am Dienstag die Schließung der palästinensischen Gewerkschaftsbüros in Nablus angeordnet. Zur Begründung sagte Barak, daß in den Büros „feindliche, subversive Aktivitäten“ im Namen der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) organisiert würden. Dies würde die Mobilisierung von Aktivisten, politische Konferenzen und das Verteilen von Flugblättern einschließen. Eines der beiden Gewerkschaftshäuser war vor einem halben Jahr durch Befehl der Besatzungsbehörden geschlossen worden und hätte nunmehr wieder geöffnet werden sollen. Statt dessen ist der Schließungsbefehl um ein weiteres halbes Jahr verlängert und gleichzeitig ein benachbartes Büro für ein Jahr geschlossen worden. General Barak ließ offiziell erklären, die Maßnahme sei Teil einer Operation israelischer Sicherheitskräfte gegen „Terror–Organisationen“, die unter „der Maske von Gewerkschaften“ arbeiten würden. Die in Nablus geschlossenen Büros gehören zum größten und aktivsten Gewerkschaftsverband der besetzten Gebiete, dem „Allgemeinen Gewerkschaftsbund der Westbank“. Der General–Sekretär Mahmud Ziyade aus Hebron und mehrere Gewerkschaftsfunktionäre wurden verhaftet und ohne gerichtlichen Beschluß für sechs Monate der sogenannten „administrativen Haft“ unterworfen. In Hebron wurden die Führer der Metallarbeiter–Gewerkschaft Yassin Kawasme und Hamdi Salhub sowie der Leiter der Ingenieurs–Gewerkschaft Hamis Abu Dabaat verhaftet. Am Sonntag hatten israelische Sicherheitskräfte Büros des Gewerkschaftsbundes in Khalil (Hebron) und Abu Dis, in der Nähe von Jerusalem, durchsucht und dabei Mobiliar zerschlagen sowie Dokumente einbehalten. In beiden Häusern hatten Gewerkschaftstreffen stattgefunden, als die Israelis die Räume stürmten. Die Teilnehmer wurden verhaftet und zum Verhör nach Jerusalem gebracht. Die Gewerkschaftsführung reagierte auf diese Ereignisse mit der Forderung nach sofortiger Freilassung der Verhafteten. In einem Telegramm an den General–Sekretär der UNO protestieren sie gegen die auf die Liquidierung der palästinensischen Arbeiterbewegung gerichteten Maßnahmen der israelischen Regierung.