Aktionen gegen das „Atommonster“

■ Nach nuklearer Kettenreaktion im AKW Cattenom fanden am Wochenende Protestaktionen in Luxemburg, Frankreich und der BRD statt / Immer mehr Franzosen gegen Atomenergie / Flugblattverteilung in Lothringen

Von Felix Kurz

Trier (taz) - In mehreren Orten kam es am Wochenende nach Bekanntgabe der ersten nuklearen Kettenreaktion im umstrittenen französischen Atommeiler Cattenom zu spontanen Protestaktionen. Allein in Trier demonstrierten am Samstag rund 1.000 Menschen gegen das „Atommonster“, das man leider auch nach Tschernobyl „bisher noch nicht“ habe verhindern können, wie mehrere Sprecher der Atomenergiegegner aus Frankreich, Luxemburg und der BRD bedauerten. Auf der ohne Zwischenfälle verlaufenden Demonstration betonte der Sprecher der Trierer Initiative gegen Atomanlagen (TIGA), Wolfgang Billen, daß man den Widerstand ge gen Cattenom „solange fortsetzen“ werde, „solange es Politiker gibt, die den Ausstieg erst in zehn Jahren wollen“. Dem rheinland– pfälzischen Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) und der Bundesregierung warf er vor, sie hätten „bedingungslos vor dem französischen Atomstaat kapituliert“. In der Stadt Luxemburg beteiligten sich am Samstag ebenfalls mehrere hundert Menschen an einem spontanen Protestzug gegen das AKW Cattenom. In Saarlouis kam am Freitagabend durch Trödelblockaden von AKW–Gegnern nahezu der gesamte Verkehr zum Erliegen. In Lothringen startete die Internationale Aktionsgemeinschaft gegen das AKW Cattenom eine Aktion mit 100.000 Flugblättern, die in Privathaushalten verteilt werden sollen. Ermutigt werden die Gegner der Atomenergie in Frankreich durch eine vergangenen Donnerstag veröffentlichte Umfrage des französischen LExpress. Danach lehnen inzwischen 52 der Befragten glauben, daß sich ein GAU wie in Tschernobyl auch in Frankreich ereignen könne und gar 79 den Informationen über Tschernobyl und die Folgen belogen. Auch der staatliche Atomkonzern, die Electricite de France (EdF), hat nach Informationen der taz für interne Zwecke eine Umfrage erstellen lassen, nach der sich sogar 59 Die „Initiative besorgter Eltern und Betroffener gegen Cattenom“ hat in einem Brief an den saarländischen Kultusminister Breitenbach gefordert, gegen das AKW protestierenden Schülern und Lehrern schulfrei zu gewähren.