Hanau–Demo doch mit Robert Jungk

■ Jungk klärt Umstände seiner Unterschrift unter den Kelly/Bastian–“Appell zur Gewaltfreiheit“ auf / Veranstalter rechnen mit mehr als 10.000 Demo–Teilnehmern / Aktionsgruppe „Luis Trenker“ stieg dem Landtag aufs Dach

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Um auf die bundesweite Großdemonstration am 8.11. in Hanau, zu der die Initiatoren „weit über 10.000 Teilnehmer“ erwarten, aufmerksam zu machen, hat gestern eine „Aktionsgruppe Luis Trenker“ das Dach des hessischen Landtages besetzt, da die Abgeordneten in ihrer „legislativen und parlamentarischen Kontrollfunktion“ gegenüber der Landesregierung versagt hätten. Entgegen einer ersten Entscheidung des Vorbereitungsple nums „Hanau–Demo“ soll dem österreichischen Atomkraftgegner Robert Jungk nun doch „Rederecht“ zugestanden werden. Wie der Grüne Werner Wenz, der dem Landesvorstand der hessischen Grünen angehörte, am Wochenende gegenüber der taz erklärte, werde Jungk am 8.11. in Hanau zum Thema „Atomstaat“ eine Rede halten. Jungk war auf einem Vorbereitungstreffen am 20.9. in Hanau als Redner in Ungnade gefallen, weil er den von Petra Kelly (Grüne) und anderen initiierten „Appell zur Gewaltfreiheit“ unterschrieben und nach Auffassung einiger Beteiligter aus dem Spektrum der Autonomen - zur „Spaltung der Anti–AKW–Bewegung“ beigetragen habe. Robert Jungks Unterschrift unter den Appell, so Elmar Dietz von der Hanauer BI–Umweltschutz sei von den Initiatoren „mehr oder weniger erschlichen“ worden. Gegenüber der taz distanzierte sich Jungk allerdings auch von dem von Dietz verwendeten Begriff „erschlichen“. Jungk erklärte, daß er seinerzeit lediglich fernmündlich seine Zusage für die Unterschrift gegeben habe, ohne den Text des Appells gelesen zu haben. Jungk: „Hätte ich gewußt, was dadrinsteht, hätte ich nie unterschrieben.“ Der Atom– und Kriegsgegner Jungk erklärte definitiv, daß er zwar „gegen Gewalt gegen Lebendiges“ sei, aber die Ausgrenzung von Teilen der Friedens– und Anti–Atombewegung, wie sie im „Kelly/Bastian–Appell“ festgeschrieben werde, in dieser Form nicht mittragen könne. Jungk: „Das alte Symbol der Friedensbewegung, das Zerbrechen des Gewehres, drückt eine Aggressivität aus, die ich durchaus nachvollziehen kann.“