P O R T R A I T Leben für die Anarchie

■ Der katalanische Anarchist Ricardo Sanz starb 88jährig

„Zwischen dem 13. und 19. November 1936 sind 60 Prozent der Colonne Durruti gefallen. Die Überlebenden sind völlig erschöpft und übernächtigt.“ So beschreibt Ricardo Sanz den Zustand der legendären Truppe der Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg, die an dem Brennpunkt der Kämpfe um Madrid, dem Universitätsviertel, eingesetzt sind. Am 20. November 1936 stirbt Buenaventura Durruti an den Folgen einer Verletzung bei diesen Kämpfen, und Ricardo Sanz wird sein Nachfolger. Mit dem Tode Durrutis ist auch die Kraft der anarcho–syndikalistischen Bewegung in Spanien gebrochen. Ricardo Sanz versucht an der Front zu retten, was zu retten ist. Doch auch er kann die Überführung der anarchistischen Milizen in die reguläre republikanische Armee nicht verhindern, fortan ist er Kommandant der 26. Division, die nach wie vor an den Brennpunkten des Krieges weiterkämpft. Als sich der Sieg Francos im Januar 1939 abzeichnet, ist es Sanz und seine Truppe, die den Rückzug von Hunderttausenden zur französischen Grenze deckt. Aufgewachsen in der anarchistisch geprägten Arbeiterkultur der katalanischen Hauptstadt hat Sanz alle Höhen und Tiefen der Confederacion Nacional Trabajo, der CNT, miterlebt. Sofort nach dem Franco–Putsch ist er verantwortlich für die Bewaffnung des Widerstandes gegen die Generäle und organisiert die Ausrüstung für die Milizen. Während der deutschen Besatzung in Frankreich schließt er sich der Resistance an. Über 47 Jahre dauerte das Exil. Ricardo Sanz wollte und konnte nach Francos Tod nicht mehr nach Spanien zurückkehren. Zusammen mit anderen spanischen Anarchisten war er weiter in der Exil–CNT aktiv, schrieb Artikel, Bücher und machte „Propagandaarbeit“ für „sein Spanien“. Erich Rathfelder