Jülicher Grüne werden nicht ausgeschlossen

■ Trotz mehrerer politischer Äußerungen, die in krassem Widerspruch zum grünen Selbstverständnis stehen, wird es keine Ausschlußverfahren geben

Aus Jülich Bernd Müllender

Gegen die drei grünen Stadträte von Jülich wird es kein parteiinternes Ausschlußverfahren geben. Das sei, so Gerd Rosenkranz von den NRW–Landesgrünen gegenüber der taz, die Quintessenz aus einem mehrstündigen Gespräch zwischen dem grünen Landesverband und den grünen Volksvertretern aus Jülich, von denen zwei als Ingenieure in der dortigen Kernforschungsanlage (KFA) arbeiten. Anlaß für die Aktivitäten aus Düsseldorf war der taz–Artikel „Die grüne Exotik von Jülich“ vom 6.9.86. Darin hatte der grüne Ratsherr und Atomforscher Lammertz den Super–GAU von Tschernobyl als „Panne ohne akute Gefahren“ bezeichnet und seine gelegentliche antigrüne und basisferne Ratspolitik verteidigt. Besonders empört waren die Landesgrünen von Lammertz Behauptung, „fünf Millionen Türken können wir in der Bundesrepublik nicht gebrauchen“. Diese rassistische Aussage jedoch habe Lammertz jetzt energisch bestritten, berichtet Rosenkranz, „obwohl ich gebohrt und gebohrt habe“. Rosenkranz sagte, er sei „schon enttäuscht“, daß seine Jülicher Ratskollegen „so wenig von der grünen Programmatik zur Kernenergie wissen“, daß sie „relativ unpolitisch“ seien und die beiden Atomingenieure so „unsensibel mit ihrer besonderen persönlichen Situation umgehen“. Das aber sei keine Frage der Unvereinbarkeit mit dem grünen Selbstverständnis, sondern eine Frage an die Basis, ob sie die Kritisierten aus dem „sehr bürgerlichen und wertkonservativen Lager“ noch einmal zu ihren Wahlkandidaten machen. Nicht bestreiten konnten die drei von Jülich indes, daß sie einer innerstädtischen Tiefgarage zugestimmt haben: „Gegen jede Verkehrspolitik der grünen Partei“, schimpfte Rosenkranz. Zur Entschuldigung hätten die Kommunalpolitiker erklärt, da seien sie von anderen Parteien „wohl über den Tisch gezogen worden“. Wahr ist auch, daß zwei Töchter von Herbert Lammertz, wie die taz jetzt erfuhr, das Mädchengymnasium Jülich besuchen, eine Schule, die bekanntlich unter Leitung des ultrarechten katholischen Geheimbundes „Opus dei“ steht. Aber was hat das schon mit grüner Rathauspolitik zu tun?