Cruise Missiles rollen ins Manöver

■ Zum ersten Mal üben die US–Militärs in der BRD den Einsatz der Marschflugkörper / Heimliche Ausfahrten aus dem Truppenübungsgelände Baumholder im Hunsrück / Polizei behindert Fernsehteam / Friedensbewegung hat für 20. und 21.11. Blockaden in Hasselbach angekündigt

Aus Hahn Felix Kurz

Zum ersten Mal üben die US–Militärs auf dem Boden der BRD auch den Einsatz ihrer Marschflugkörper Cruise Missiles. Am Herbstmanöver Carbon Archer sind nicht nur die Pershing–2–Raketen, sondern auch die Cruise–Missiles– Einheiten aus dem NATO–Flugplatz Hahn mit ihren angeblich erst für das Frühjahr 1987 einsatzbereiten 96 atomaren Sprengköpfen beteiligt. Am frühen Montagmorgen gegen fünf Uhr haben mehrere amerikanische Truppenfahrzeuge das riesige Truppenübungsgelände Baumholder verlassen, eskortiert von deutschen und amerikanischen Polizeifahrzeugen. Ein gewaltiger Spezialtransporter hat auf seinem Rücken eine Cruise Missile der US Airforce. Über die Hunsrückhöhenstraße geht es an der Ortschaft Morbach vorbei. Das Ziel der todbringenden Fracht: die NATO–Airbase Hahn. Es ist stockdunkel. Doch kurz vor Hahn stoppt der Konvoi. Ein Fernsehteam des Südwestfunks (SWF) verursachte Hektik unter den Begleitmannschaften und vor allem den deutschen Polizisten. Sofort stürzen sie auf den Kameramann zu, drängen ihn ab, halten eine Mütze und ihre Hände vor das Objektiv. Mit Gewalt versuchen die Beamten, jegliche Filmaufnahmen zu verhindern. Derweil verschwindet der Militärkonvoi auf dem Gelände der Air–Base. Der Zwischenfall wird ein Nach spiel haben. „Völlig ohne Rechtsgrundlage“ habe die deutsche Polizei das SWF–Team an den Dreharbeiten auf einer öffentlichen Straße gehindert, klagt der Sen der. Der SWF hat deshalb sofort an den rheinland–pfälzischen Innenminister Kurt Böckmann (CDU) ein Protestschreiben geschickt und ihn darum gebeten, dafür Sorge zu tragen, daß derartige Polizei–Übergriffe gegen Journalisten für die Zukunft ausgeschlossen werden. Fortsetzung auf Seite 2 Nach Informationen der taz war der Transport der Cruise Missiles von Baumholder nach Hahn nicht der erste dieser Art, den die Amerikaner im Schutz der Dunkelheit durchziehen. Von den derzeit in Hahn zwischengelagerten Marschflugkörpern befinden sich noch einige auf dem Truppenübungsplatz, der ein Drittel des Landkreises Birkenfeld ausmacht und sich deshalb auch gut als Versteck der atomaren Cruise Missiles eignet. Die Spezialtransporter der Cruise befinden sich vorwiegend in der Bundeswehrkaserne Kappel bei Hahn. Ab Frühjahr 1987 sollen die 96 Marschflugkörper an ihren eigentlichen Stationierungsort Hasselbach in sechs Bunkern untergebracht werden. Noch am 11. Oktober demonstrierten über 180.000 Menschen gegen die Stationierung im Hunsrück am Gelände in Hasselbach, das zur Zeit ausgebaut wird. Still und heimlich wurden die Cruise Missiles Anfang des Jahres in die BRD transportiert. Die Friedensbewegung hat allerdings angekündigt, daß man auch in Hasselbach in Zukunft den militärischen Betrieb blockieren will. Bereits am 20. und 21. November sollen die ersten Blockaden stattfinden.