Preis der Unabhängigkeit

■ Mozambiks Guerilla erklärt Zimbabwe den Krieg

Solidarität bleibt nicht ungestraft. Dies wird der zimbabwesche Premier Robert Mugabe vermutlich bald zu spüren bekommen. Am Sonntag versprach er, dem vorerst führerlosen Nachbarstaat Mosambik „bis zum letzten Mann“ im Kampf gegen die brutale, von Südafrika unterstützte Banditenguerilla RENAMO beizustehen; am Dienstag verkündeten RENAMO–Sprecher, die Organisation werde in Zukunft auch militärische und zivile Ziele in Zimbabwe angreifen. Auge um Auge, Zahn um Zahn? Die Kriegserklärung an Harare ist ein neuer Schritt in Pretorias „Total Strategy“, dem Plan zur systematischen Destabilisierung der südafrikanischen Frontstaaten im Interesse der Fortsetzung der Apartheidpolitik. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt. Noch nie wurde international und auch innerhalb der betroffenen Länder so viel über die Möglichkeiten einer ökonomischen Abkopplung von Südafrika diskutiert. Soeben hat die EG 180 Mio. Dollar für die Sanierung des 300 km langen sogenannten Beira–Korridors bereitgestellt, der einzigen Verkehrsverbindung , die, wenn sie funktionieren würde, Zimbabwe, Sambia, Malawi und Zaire vom südafrikanischen Hafen Durban unabhängig machen könnte. Die Strecke ist schwer zu sichern und schon heute sind 10.000 zimbabwesche Soldaten zu diesem Zweck auf mosambikanischem Boden stationiert,– ein Dorn im Auge der RENAMO, die Pipeline, Bahn und Straße zunehmend attackiert. Die Kosten dieses Krieges sind hoch und in Zimbabwe nicht unumstritten. Angriffe auf Zimbabwe selbst werden den Stimmen derer mehr Gewicht verleihen, die schon heute das Engagement in Mosambik als „unser Vietnam“ bezeichnen und meinen, der Preis der „zweiten Unabhängigkeit“ sei zu hoch. Nina Boschmann