Frischer Wind in Saarlands Schulen

■ Kriegsdienstverweigerer dürfen künftig mit Schülern diskutieren / Auch anderen gesellschaftlichen Gruppen öffnen sich die Pforten / Grundsätze zur Friedenserziehung erlassen: „Kritische Darstellungen“ nicht ausschließen

Aus Saarbrücken Felix Kurz

Kriegsdienstverweigerer, Menschenrechtsorganisationen, caritative Verbände und andere dürfen nach einem neuen Erlaß des saarländischen Kultusministers Diether Breitenbach (SPD) wieder an den Schulen informieren. Diese für die BRD einmalige Regelung soll den Untericht für die Schüler/ innen „lebendiger“ machen. Gleichzeitig wurden neue Grundsätze zur Friedenserziehung erstellt. Die neuen Empfehlungen gehen von einem Friedensbegriff aus, der „sowohl Freiheit als auch soziale Gerechtigkeit“ einschließt, sagte ein Sprecher des Kultusministerium. Die bisher geltenden Grundsätze für die Behandlung des Themas „Bundeswehr und Friedenserziehung“ im Unterricht haben nach Überzeugung der SPD–Landesregierung „eine kritische Darstellung bestimmter militärpolitischer Konzeptionen ausgeschlossen“. Das soll sich nun ändern. Breitenbach ist der Ansicht, daß in Zukunft „keine Form der Bemühungen um Frieden von vorneherein als die einzig richtige deklariert oder als die falsche, bzw. utopische oder gar vom Gegner gesteuerte diskriminiert werden“ darf. Der neue Erlaß „über Informationsbesuche, Vorträge und Veranstaltungen nicht zur Schule gehörender Personen in Schule und Unterricht“, der Ende des Jahres in Kraft treten wird, erlaubt den Fachlehrern dann auch, Vertreter von überparteilichen und gemeinnützigen Organisationen und Verbänden in den Unterricht einzuladen. Bislang war das ein Privileg der Jugendoffiziere der Bundeswehr. Für die Schüler und Schülerinnen besteht des weiteren die Möglichkeit, während des normalen Unterrichts mit Abgeordneten und Persönlichkeiten des politischen Lebens und Fachleuten aus der Verwaltung, der Justiz, der Polizei, des Gesundheitswesens, der Gewerkschaften und der Wirtschaft zu diskutieren. Bürgerinitiativen wie die internationale Aktionsgemeinschaft gegen das AKW Cattenom hätten jetzt ebenfalls die Chance, ihre Positionen in der Schule zu vertreten. „Grundsätzlich muß es möglich sein“, so der Sprecher des Kultusministeriums, Helmut G. Macher, „über aktuelle Probleme innerhalb der Schule genauso zu diskutieren wie außerhalb“.