„Unsere Fische im Südatlantik“

■ Die britische Regierung ruft um die Falkland–Inseln eine Fischerei–Schutzzone aus / Politischer Affront gegenüber Argentinien Neuer Disput zwischen London und Buenos Aires verhärtet die Fronten / Gewaltanwendung offenbar nicht ausgeschlossen

Aus London Rolf Paasch

„Frau Thatcher scheint schon den Vorwahlkampf begonnen zu haben“, kommentierten gestern Zyniker die Erklärung der britischen Regierung, rund um die 1982 von Argentinien zurückeroberten Falkland–Inseln eine 150–Meilen– Schutzzone auszurufen. Denn nur der damals entfachte Falkland–Patriotismus hatte der Eiser nen Lady bei den Wahlen von 83 zu einer zweiten Amtsperiode verholfen. Die jetzt einseitig ausgerufene Fischereischutzzone für „unsere Fische im Südatlantik“, so der britische Außenminister Sir Geoffrey Howe am Mittwoch im Unterhaus, ist fast identisch mit der nach dem Malwinen–Krieg verkündeten militärischen Schutzzone. Außerdem bekräftigte Sir Geoffrey am Mittwoch, die Regierung werde die ihr nach internationalem Recht zustehende 200–Meilen Zone um die Inseln für den eigenen Fischfang beanspruchen, und die Schutzzone notfalls mit dem Einsatz der Kriegsmarine behaupten. Nach Berichten aus Argentinien soll die dortige Luftwafe vorsorglich in Alarmbereitschaft versetzt worden sein. Die Entscheidung der britischen Regierung ist ein berechtigter Akt zum Schutz des überfischten Südatlantiks und ein politischer Affront gegenüber Argentinien, das die Malwinen trotz der verlorenen Schlacht von Port Stanley immer noch als sein Territorium betrachtet. Statt die unter Aufsicht der Welternährungsbehörde FAO geführten multilateralen Verhandlungen voranzutreiben, hatten die Argentinier nämlich mit der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten einseitige Fischereiabkommen abgeschlossen. In deren Folge stieg die Zahl der Fischtrawler, die den Pinguinen und Albatrossen ihre Nahrung wegfischen, von 250 auf in diesem Jahr über 600 an. Sowohl Studien der FAO wie auch eines argentinischen Fischereiinstituts stimmen darin überein, daß die Nahrungskette im Südatlantik von den Fangflotten akut gefährdet ist. Die jetzt von den Briten verordnete Lizenzpflicht für die innerhalb der 150–Meilen–Zonen operierenden Kutter ist allerdings wenig geeignet, die Fischbestände zu retten. Zum einen reichen Zivilflugzeuge und Schiffe der Falkland–Behörden nicht aus, um die Region effektiv zu überwachen. Und zum anderen werden nun britische Kutter im Vergleich zu den subventionierten Ostblockflotten profitabler - und vermutlich auch mehr - fischen dürfen. So bleibt denn als einziges sicheres Resultat der gestrigen Entscheidung die Verhärtung der Fronten in der zwischen Großbritannien und Argentinien umstrittenen Souveränitätsfrage.