P O R T R A I T
: Ein feiner Kollege

■ Alfons Lappas

Alfons Lappas weiß, wo er herkommt. Der ehemalige Waldarbeiter ließ es sich nicht nehmen, im Frühjahr dieses Jahres dem Gewerkschaftstag der kleinen Gewerkschaft Gartenbau, Land– und Forstwirtschaft (GGLF) in Berlin seine Aufwartung zu machen und einige Worte zur immerwährenden Verbundenheit zwischen Gemeinwirtschaft und Gewerkschaften zu verlieren. Die Kollegen dankten es ihm durch herzlichen Beifall, denn schließlich war Alfons Lappas mal einer von ihnen. Nur einige ältere GGLF–Funktionäre mögen dabei mit gemischten Gefühlen an die ersten Karriere–Schritte des ehemaligen GGLF– Funktionärs in den 50er und 60er Jahren zurückgedacht haben, zu Zeiten also, wo der staatsoffizielle Antikommunismus auch die Gewerkschaften so tief durchdrungen hatte, daß schon der Verdacht eines Kontakts zu Gewerkschaftskollegen aus der damaligen Sowjetzone bzw. DDR unweigerlich zum Karriere–Knick führte. Mit besonderem Unbehagen mögen jene älteren Kollegen an eine glaubhaft verbürgte Episode im Vorfeld des Erbacher GGLF–Gewerkschaftstages 1968 gedacht haben, als der damalige stellvertretende GGLF–Vorsitzende Alfons Lappas seinem Chef, dem langjährigen GGLF–Vorsitzenden und niedersächsischen Landtagsabgeordneten Helmut Schmalz ein Papier mit den Worten auf den Tisch geknallt haben soll: „Entweder Du trittst zurück, oder ich mache einen politischen Skandal!“ Es soll sich dabei um ein Verfassungsschutz– Dossier gehandelt haben, in dem die sog. „Ostkontakte“ von Schmalz dargestellt wurden. Niemand kann bis heute genau sagen, warum der inzwischen verstorbene Schmalz 1968 so überraschend zurückgetreten ist. Jedenfalls hieß sein Nachfolger Alfons Lappas. Und es gibt auch keinerlei Belege dafür, daß all dies von langer Hand durch die damalige DGB–Führung eingefädelt worden wäre, um die Vorraussetzungen für Lappas weiteren Aufstieg zu schaffen. Tatsächlich aber war der GGLF–Vorsitz das Sprungbrett für höhere Weihen innerhalb der westdeutschen Gewerkschaftsbewegung. Zwei Jahre lang dauerte es noch, bis er dann auf dem DGB–Bundeskongreß gewählt wurde. Dort war er dann sieben Jahre lang zuständig für die DGB–Kasse und damit auch für die Gemeinwirtschaft. 1977 wechselte er vom DGB–Vorstand in den Vorstand der Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft (BGAG), bis er am 1. April 1985 als Nachfolger von Walter Hesselbach den Vorstandssitz der Holding übernahm. Eine Villa im Taunus nennt nun der ehemalige Waldarbeiter sein eigen und der Großwildjagd in allen Gegenden der Welt soll seine besondere Leidenschaft gehören. Vielleicht eine - seinem jetzigen Stand angepaßte - sentimentale Erinnerung an jene Zeit, als er noch mit Axt und Säge durch die heimischen Wälder zog. marke