Taktisch geschickt

■ Der Friedensvorschlag der philippinischen Guerilla

Einen besseren Zeitpunkt hätten sie nicht wählen können: Während KP–Führer Rodolfo Salas im Knast schmort, die Kommunismushatz des Militärs alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt und Aquino kurz davor ist, den Sprechern der linken „New Peoples Army“ ein Ultimatum zu stellen, präsentieren sich jene als Friedensengel der Nation. Die Waffen sollen nicht nur zu Weihnachten und am Jahrestag der Februarrevolution schweigen, sondern die jetzt vorgeschlagene mindestens 100tägige Ruhepause würde - wenn sie eingehalten wird - auch eine relativ störungsfreie Abstimmung über die neue Verfassung im Januar garantieren. Eine Ausdehnung auf die Parlaments– und Kommunalwahlen im Frühsommer wird in dem Kommunique der Guerillaorganisation NDP schon ins Auge gefaßt. Vorbedingungen werden nicht gestellt. Die Guerilla hat sich also nicht provozieren lassen. Im Gegenteil: auf dem Höhepunkt des innenpolitischen Machtkampfes in Manila stellt sie sich hinter Aquino und präsentiert sich damit als undogmatische Wächterin der Demokratie. Jetzt liegt der Schwarze Peter beim Militär und Frau Aquino. Setzt sie sich gegen die Hardliner in den Streitkräften durch, könnten die programmatischen Differenzen am Verhandlungstisch ausgetragen werden. Schafft sie es trotz allen Entgegenkommens der Guerilla nicht, hat die Linke endlich „schlagkräftige“ Argumente in der Hand. Ganz gleich, ob es zu einer Einigung kommt oder nicht: einen Propagandaerfolg hat die Bewegung. Nina Boschmann