Grenzüberschreitender Widerstand

■ „Internationale Aktionsgemeinschaft gegen das AKW Cattenom“ blockierte am Samstag zehn Grenzübergänge / Über 1.000 Gegner legten Autobahnverkehr lahm / Politiker drückten sich

Von Felix Kurz

Saarbrücken (taz) - Über 1.000 AKW–Gegner aus Luxemburg, Frankreich und der Bundesrepublik blockierten am Samstagnachmittag für mehrere Stunden insgesamt zehn Grenzübergänge. Allein an der Grenzstation „Goldene Bremm“ fanden sich rund 300 Demonstranten ein, die mit quer auf die Fahrbahn gestellten Fahrzeugen und Transparenten wie „La vache curie“ oder „Der Widerstand gegen Cattenom kennt keine Grenzen“ die Autobahn Mannheim–Paris bei Saarbrücken in beiden Richtungen sperrten. Unter dem Motto: „Diesmal Allerheiligen an den Grenzen, damit unsere Region nicht zum Friedhof wird!“ hatte die „Internationale Aktionsgemeinschaft gegen das AKW Cattenom“ zu den Widerstandsaktionen aufgerufen. Geplant war ursprünglich die Blockade von nur fünf Grenzübergängen, doch am Ende waren es an der deutsch–französischen Grenze insgesamt sechs (Perl, Ittersdorf, Biesten, Überherrn, Alte Bremm, Goldene Bremm) und an der luxemburgisch–französischen Grenze noch einmal vier Übergänge (Mondorf, Contz–les Bains, Schengen, Frisange).Die saarländische Polizei schritt nicht gegen die Demonstranten ein. Sie hatte sich auf die angekündigten Aktionen vorbereitet und lenkte den Verkehr auch von der Autobahn auf die nicht gesperrten Übergänge um. Die verkehrsfreien Zeiten dauerten jedoch nur wenige Stunden. Dann hatte der strömende Regen die Blockierer aufgeweicht. Trotzdem kam es zu erheblichen Verzögerungen im Grenzverkehr. Nicht eine einzige Festnahme wurde gemeldet. „Die Saarländer sind alle friedlich“, sagte ein Sprecher des Grenzschutzamtes Saarbrücken. Lediglich im luxemburgischen Frisange, wo die Gegner von Cattenom noch einen Kranz für die zukünftigen Toten von Cattenom niederlegten, drehte ein Autofahrer durch, fuhr einen Demonstranten an und verletzte ihn am Fuß. Die Polizei kassierte daraufhin den PKW–Fahrer samt Auto. Im Vorfeld der Blockadeaktionen, die der Sprecher der Aktionsgemeinschaft Henry Selzer als einen „vollen Erfolg“ wertete, hatten die Bürgerinitiativen auch die „Politiker, die so vollmundig gegen Cattenom reden“, zur Teilnahme an den Grenzblockaden aufgerufen. Daß sich lediglich ein paar Jusos sich an der Aktion beteiligten und die sozialdemokratischen Landespolitiker auf „auf Tauchstation“ gingen, stieß bei den Mitgliedern der Bürgerinitiativen auf heftige Kritik. Auch der Sprecher des Grünen Bundesvorstandes, Lukas Beckmann, ließ sich trotz einer festen Zusage bei der Grenzblockade nicht blicken. Die über 50 in der internationalen Aktionsgemeinschaft organisierten Bürgerinitiativen wollen sich auf einer Arbeitstagung am 19. November über neue Aktionsformen gegen das französische AKW in Cattenom verständigen. Für das kommende Frühjahr ist eine Großdemonstration in Paris gemeinsam mit französischen Umweltschützern geplant.