N O C O M M E N T Recycling–Geschäfte

■ Ökologische Ziele: Kein Verlaß auf Marktkräfte

Ökonomie und Ökologie an einem Strang, so schien es, als der von grün–alternativer Seite propagierte Gedanke der Kreislaufwirtschaft Anfang der 80er Jahre eine ganze Branche ins Fahrwasser der Gewinne spülte. Umso besser, wenn die Industrie von der Wiederaufarbeitung der Abfallstoffe profitiert, dann ist das Recycling durch die Kräfte des „freien Marktes“ - also ganz systemimmanent - abgesichert, wunderbar! Nun wird immer deutlicher, daß die Recycling–Industrie weniger die Altstoffe als das schlechte Gewissen der Bürger und den Legitimationsdruck der Politiker vermarktet. Da muß man schon sehr arglos sein, um sich darüber zu wundern. Selbstverständlich haben die Unternehmer nichts gegen ökologische Ideen, die Profit abwerfen, aber genau so selbstverständlich fühlen sie sich nicht daran gebunden, wenn das nicht mehr der Fall ist. Die Bestandsaufnahme der Abfall–Situation aus ökologischer Sicht ergibt heute, daß die langfristig einzig sinnvolle Maßnahme die Drosselung der Produktion, die rigorose Vermeidung ist. Doch ein solches Programm, das zeigt die hitzige Diskussion um den § 14 des Abfallgesetzes, hat die gesammelte Unternehmerschaft gegen sich. Es hilft nichts: Die Unterlassung ist kein Produktionsziel für ein Unternehmen. Ökologie und Ökonomie stehen zwar nicht in antagonistischem Verhältnis zueinander, aber es gibt auch kein verläßliches gemeinsames Ziel. Ökologische Kriterien sind ebenso wie soziale Gesichtspunkte die Grenzen, die der Ökonomie auf politischer Ebene gezogen werden müssen, d.h. im Normalfall schränken sie diese ein. Das sollte allen, die in den letzten Jahren glaubten, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, spätestens jetzt klar werden. Imma Harms