Rechenakrobatik in Ibbenbüren

Düsseldorf (taz) - NRW–Umweltminister Klaus Matthiessen hat am Montag bestritten, daß es - wie von der Welt gemeldet - eine „neue Vereinbarung“ zwischen der Landesregierung und den Betreibern des Kraftwerkes Ibbenbüren über den zulässigen Stickoxidausstoß gebe. Matthiessen erinnerte daran, daß die Landesregierung schon am 8. 10. die Öffentlichkeit darüber informiert habe, daß die Entstickungsanlage für das Kraftwerk Ibbenbüren nicht schon - wie geplant und von Rau Ende 1985 großartig verkündet - Anfang 1988 zur Verfügung stehe. Gleichzeitig präsentierte der Minister jedoch Werte der tatsächlichen bzw. geplanten NOx– Emissionen, die von den 1985 zwischen der Landesregierung und den Kraftwerksbetreibern vereinbarten Jahreswert deutlich nach oben abweichen. Für 1986 und 1987 war eine jährliche Stickoxidabgabe von 14.507 t vereinbart worden, wobei diese Menge sich durch die versprochene Entstickungsanlage im Jahr 1988 auf 1700 t reduzieren sollte. Weil aus „technischen Gründen“ die Entstickung für 1988 nicht zur Verfügung steht, dürfen die Betreiber auch in diesem Jahr 14.507 t (vereinbarter Ausstoß) plus 2.353 t in die Atmosphäre abgeben. Die zusätzlich erlaubte Menge begründete Matthiessen mit der Unterschreitung der NO2–Abgabe im Jahr 1986. Statt der vereinbarten 14.507 t seien lediglich 9.800 t abgegeben worden. Diese Differenz könne nun jeweils zur Hälfte 1987 und 88 zusätzlich freigesetzt werden, um „die zwischenzeitlich auf fast 3 Mio. t Steinkohle angewachsene Kraftwerkskohlenhalde neben den aus frischer Förderung kommenden Kohlenmengen abzubauen“ (Matthiessen). J.S.