EG–Verhandlungskodex unterlaufen

■ Deutsche Firmen in Südafrika

Aus der Bundesrepublik importiert Südafrika Waren im Gesamtwert von 4,9 Mrd. Mark (1985), mehr als aus irgendeinem anderen Land. Gleichzeitig nimmt die BRD 3,2 Mrd. Mark an südafrikanischen Gütern ab und rangiert damit im Gesamtvolumen des Handels an dritter Stelle nach den USA und Japan. Diese regen wirtschaftlichen Verbindungen spiegeln sich auch im Engagement deutscher Firmen im Apartheid–Staat wider. 283 deutsche Firmen haben hier nach Schätzung der Bundesbank 1984 insgesamt 2,04 Mrd. Mark investiert. Der reale Wert dieser Investitionen ist aufgrund des Wertverfalls der südafrikanischen Währung (Rand) allerdings erheblich höher. Natürlich betreiben nicht alle diese Firmen direkte Tochtergesellschaften, dennoch beschäftigen BRD–Konzerne direkt knapp 50000 Südafrikaner, von denen gut 50 Prozent schwarz sind. Der am 20. September von den EG–Außenministern verabschiedete Verhaltenskodex gilt nur für diese Unternehmen. Der Sieben–Punkte–Kodex hat zum Ziel, die Arbeitsbedingungen schwarzer Arbeitnehmer zu verbessern. Gewerkschaften sollen zugelassen, Wanderarbeiter soweit möglich nicht eingestellt werden, Löhne mindestens 50 Prozent über dem für eine vierköpfige Familie lebensnotwendigen Mindeststandard liegen, die Aufstiegsmöglichkeiten schwarzer Arbeiter gewährleistet werden, die Konzerne sollen freiwillige Sozialleistungen ausdehnen und Rassentrennung am Arbeitsplatz beseitigen. Deutsche Unternehmen sind aufgrund des EG– Kodexes dazu aufgerufen, jährlich der Bund Bericht zur Veröffentlichung. Da wird dann stolz dargestellt, daß 70 Prozent aller schwarzen Arbeiter bei deutschen Firmen angestellt sind, die „im weiteren Sinne eine Zusammenarbeit mit Gewerkschaften unterhielten“. Doch die prozentuale Zusammenfassung erlaubt es, die Verbrechen kleiner Firmen durch das zahlenmäßige Übergewicht der Großen zu kaschieren. So kommt in dem Bericht, in dessen Zeitraum die fristlose Entlassung der 200 Arbeiter bei Transvaal Alloys fällt, dieser eklatante Verstoß gegen den Kodex gar nicht vor - obwohl die Norddeutsche Affinerie eines der 47 Unternehmen war, die der Bundesregierung einen Bericht vorgelegt hatten. Hans Brandt