Israel auf Friedensmission

■ Delegation oppositioneller Gruppen aus Israel will in Bukarest PLO–Führertreffen Rechtsextreme Knesset–Fraktionen und Regierung fordern Repressionen

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Trotz Behinderungen seitens der israelischen Behörden, Verwarnungen durch den Staatsanwalt und Propagandakampagnen in den Medien reisten heute 29 Israelis nach Rumänien, wo ein Meinungsaustausch mit einer Delegation von Vetretern der von Arafat geführten Al–Fatah geplant ist. Arafat selbst und die „erste Garnitur“ der PLO–Leitung wird wohl nicht erscheinen, aber immerhin stehen an der Spitze der palästi nensischen Gruppe drei Mitglieder des PLO–Exekutivrats: Abu Mazen, General al–Jahya aus Amman und Mohamed Milhem, ein aus der Westbank deportierter Bürgermeister, der heute in der PLO–Exekutive politisch zuständig ist für die besetzten Gebiete. Nicht verteten sind die linken Organisationen, die Arafats Abkommen mit König Hussein von Jordanien und andere „opportunistische Tendenzen“ bei prominenten Fatah–Führern kritisieren. Die von Latif Dori (Mapam) geführte israelische Delegation - von deren Reise sich die Mapam(linke Sozialdemokraten)– Führung distanziert hat - erhofft sich von ihren palästinensischen Gesprächspartnern demonstrative Beweise für deren Friedensbereitschaft, die dem isolierten und schwachen Friedenslager in Israel Auftrieb geben soll. Ziel der Reise ist die Manifestation, daß Begegnungen und Gespräche über zukünftige Verhandlungen möglich sind und gefördert werden müssen, auch wenn die israelische Regierung inzwischen derartige Treffen mit PLO–Vertretern gesetzlich verboten hat und mit Gefängnis bestrafen will. Rechtsextreme Knesset–Fraktionen hatten die Regierung aufgefordert, die Reise zu verhindern. Durch Demonstrationen rechtsradikaler Israelis vor dem Flughafen verzögerte sich der Abflug der Delegation um eine Stunde. Bei ihrer Rückkehr beabsichtigt man, die Peaceniks zu verhören und in Schnellverfahren irgendwie zu bestrafen. Umfangreiche politische Prozesse sollen jedoch vermieden werden, weil sie zum Bumerang für die Behörden werden könnten. „In letzter Stunde“ zog sich Dienstag abend eine wichtige Gruppe der ursprünglich 120 Personen starken Delegation zurück. Die „Orientalische Front“ und einige Funktionäre der Gruppe „Osten für Frieden“, beides sefardische (also Juden arabischer Abstammung) Vereine protestierten gegen die Kürzung ihrer Beteiligungs–Quote, die auf 30 Plätze reduziert wurde, weil die rumänischen Gastgeber nicht unbegrenzt Freikarten für den Flug gestellt hatten. Beim Abflug sagte der Delegationsleiter Dory: „Wir verletzen nicht das Gesetz. Das Gesetz ist gegen den Frieden und wir befinden uns auf einer Friedensmission. Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen.“