Bewährungsprobe

■ Zum Wahlsieg der Demokraten in den USA

In zwei Jahren läuft die Präsidentschaft Ronald Reagans, des Helden des „Neuen Amerika“ aus. Spätestens dann wird sich entscheiden, ob die „Reagan–Revolution“ sich auch ohne ihren Namensgeber wird behaupten können. Objektive Gründe, das Pendel wieder zur anderen Seite schwingen zu lassen, gibt es genug: von den enormen ökonomischen Problemen, die das riesige amerikanische Haushaltsdefizit aufwirft - verursacht durch die Milliarden, die in die Rüstung gesteckt wurden - bis hin zu einer Außenpolitik, die sich immer noch nicht von der Vorstellung gelöst hat, Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Der jetzige Wahlsieg gibt den Demokraten eine Chance, deutlich zu machen, wie sie sich die Alternative zur Reagan–Politik vorstellen. Sie haben nun die Möglichkeit, diese Alternativen zumindest teilweise in handfeste Politik umzusetzen. Hinter einer angeblichen oder tatsächlichen Ohnmacht der Opposition können sie sich nicht mehr verstecken. Sie müssen Farbe bekennen. Gibt es noch das liberale Amerika oder haben sich die Reaganomics auch bei den Demokraten durchgesetzt? Sollte das der Fall sein, können die USA eigentlich auch gleich zu einer Einparteienliste übergehen. Das macht vieles einfacher und spart einen Haufen Geld. Jürgen Gottschlich