Giftsuppe erreicht Mainz

■ Das Ökosystem des Rhein ist bedroht / Quecksilber kann in Nahrungskette eindringen / Warnung vor Fischverzehr

Mainz/Bonn (taz/ap) - Nach dem Großbrand in einer Lagerhalle des Schweizer Chemiekonzerns Sandoz besteht inzwischen auch Gefahr für die Menschen. Wie das Amt für Umweltschutz und Energie des Kantons Basel– Landschaft am Donnerstag mitteilte, könnten die in den Rhein gespülten Insektizide von der Natur abgebaut werden, das Quecksilber bleibe aber erhalten und werde in die Nahrungskette gelangen. Das Amt habe beim Brandplatz zwei Bohrungen auf eine Tiefe von rund 80 Metern angeordnet, um die Verschmutzung des Untergrunds zu ermitteln. Die von Basel rheinabwärts ziehende Giftsuppe hat Rheinland– Pfalz erreicht. Die den Umweltbehörden vorliegenden ersten Giftwerte liegen nach einer Erklärung des Mainzer Umweltministeriums jedoch durchweg unter den für Fische tödlichen Konzentrationen. Man habe allerdings „keine Schadstoffabnahme, lediglich eine Verdünnung durch Zuflüsse“ feststellen können. Gestern warnte Umweltminister Töpfer die Angler vor dem Verzehr von Rheinfischen. „Jetzt hängt alles davon ab, wieviel unsere Aale vertragen. Diese Tiere sind besonders betroffen, da die schwergifigen Stoffe absinken und die Aale ja bekanntlich immer ganz unten schwimmen. Fest steht, daß das Ökosystem im Rhein so schwer betroffen ist, wie das noch nie der Fall war“, erklärt der Sprecher der Wasserwerke Köln. Die Giftwelle wird heute Köln erreichen. Das Wasserwerk zieht stündlich Proben aus dem Rhein. „Das ist das einzige, was wir jetzt noch machen können, nachdem die Trinkwasserentnahme aus den Rheinbrunnengestoppt ist“, so der Sprecher. „Wir haben allen Wasserversorgungsunternehmen empfohlen, nichts mehr aus dem Rhein zu pumpen“, berichtet ein Vertreter des nordrheiwestfälischen Landesamtes für Wasser und Abfall: „Unser Problem ist jetzt nicht mehr das Trinkwasser, sondern das Ökosystem.“ Biologen sollen den Rhein an markanten Stellen untersuchen. Wenn die Giftwelle vorbei ist, wird an denselben Stellen nachgeprüft, welche Planzen und Tiere vernichtet wurden. Ein breites Spektrum von Gruppen ruft für Samstag zu einer Demonstration gegen die Dauer–Gefährdung durch die Basler Chemiemultis auf. Treffpunkt: Samstag, 15 Uhr, Marktplatz Basel.