: Mäßig bewegt für die Härtequotierung
■ 9. Medien–Frauentreffen in Stuttgart / Frauenförderpläne in Anstalten konkretisiert / Verleihung der „Sauren Gurke“ für frauenfeindlichste Sendung wieder an den Bayrischen Rundfunk
Aus Stuttgart Ulrike Helwerth
Mäßig bewegt verlief am Wochenende das 9. Medien–Treffen der ARD– und ZDF–Frauen mit rund 280 Teilnehmerinnen in der Schwaben–Metropole. Rund 280 Teilnehmerinnen waren gekommen. Diesjähriges Motto: „Ohne uns wird Euch noch Hören und Sehen vergehen“. Positives wurde aus der Arbeitsgruppe „Frauenförderpläne“ berichtet. Der auf dem vergangenen Treffen in Frankfurt gefällte Beschluß, solche in allen Rundfunk– und Fernsehanstalten der ARD und ZDF aufzustellen, hat sich innerhalb eines Jahres erheblich konkretisiert. In allen Sendern (mit Ausnahme des Deutschlandfunks) liegen in der Zwischenzeit Frauenförderpläne im Entwurf oder fertig vor, in einigen Anstalten wird bereits verhandelt. Kernstück der meisten Entwürfe bildet dabei die Härtequotierung auf allen Posten (40 bzw. 50 Skepsis am Motto ließen sowohl die Frauen vom SFB als auch vom Hessischen Rundfunk aufkommen. „Zeitpunkte“, daß Frauen– und Familienmagazin des SFB mit immerhin der zweithöchsten Einschaltquote, wird ab 1. Januar 1987 von der populären Welle SFB 2 auf SFB 1, zwischen Walzer und Blasmusik, trotz zahlreicher Hörerinnenproteste (die taz berichtete) geschoben. Beim Hessischen Rundfunk muß sich der Frauenfunk die Sendezeit für sein Monatsmagazin „Allerleifrau“ mit dem Männermagazin „Unbeherrscht“ teilen. Forderung des Plenums an alle Rundfunkanstalten: Die „Frauenradionacht“ vom SFB zum 8. März organisiert, von allen Häusern bis auf den Bayerischen Rundfunk übernommen worden war, auch 1987 zu wiederholen. „Technisch sind wir schon im Jahr 2000 - was unser Berufsbild angeht, sind wir im vergangenen Jahrhundert.“ Seit Jahren meldeten sich auch wieder massiver die Sekretärinnen und Sacharbeiterinnen zu Wort. Sie wehren sich gegen das große Gehaltsgefälle innerhalb der ARD und des ZDF, aber auch innerhalb der einzelnen Häuser. Besonders stößt ihnen aber auch die Behandlung als „Unperson“ auf, die sie oft von ihrem Vorgesetzten - nicht nur Männer - hinnehmen müssen. Die Bewerber für die „Saure Gurke“, den Wanderpreis für die frauenfeindlichste Sendung des Jahres, waren diesesmal zahlreich. Doch einer machte nahezu einstimmig das Rennen: Mike Krüger, Moderator der Spielschau „Vier gegen Willi“, zusammen mit seinem Redakteur Jochen Filser (Bayrischer Rundfunk, 11.10. 1986). Zur besten Sendezeit konnten dort Millionen Zuschauer die sexistischen Spielchen eines Mike Krüger sehen: Als Höhepunkt mußte eine Kandidatin über eine komplette, halbnackte Hockeymannschaft kriechen. „Die Jungen gucken schon ganz gierig.“ (O–Ton Krüger)
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