„Schwarzer Montag“ für die NH?

■ Heute wollen die Gläubigerbanken über das Schicksal der NH entscheiden / Konkurs–Gerüchte verdichten sich / „Stille Liquidation“ angestrebt / IG–Chemie–Vorsitzender Rappe: „Das glaube ich nicht!“

Berlin (dpa/taz) - Die führenden Gläubigerbanken der Neuen Heimat werden heute über ihr weiteres Vorgehen gegenüber dem Wohnungsbaukonzern beraten und dabei möglicherweise das „Aus“ für das milliardenhochverschuldete Unternehmen beschließen. Nach Berichten des Spiegel und der Welt am Sonntag verstärken sich die Informationen, daß die Banken bei ihrem heutigen Treffen auf einen Konkurs bzw. einen Vergleich des inzwischen in den Besitz des Brotfabrikanten Schiesser übergegangenen Konzerns drängen werden. Nach dem spektakulären Ver kauf der Neuen Heimat hatten sich die 160 Gläubigerbanken des mit 17 Mrd. Mark in den Miesen stehenden Konzerns zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, um Sanierungsmöglichkeiten für das Unternehmen zu erkunden. Am Dienstag letzter Woche soll die Arbeitsgruppe der Banken sich aufgelöst und ihre Arbeit eingestellt haben. Zweifel daran, ob die Neue Heimat überhaupt noch zu retten sei, hatte die Unruhe unter den Gläubigerbanken so stark werden lassen, daß etliche Banken die NH „fallen lassen“ wollten und weitere Finanzspritzen verweigerten. Der Spiegel zitierte dazu einen Banker aus dem Führungszirkel der Gläubiger mit den Worten: „Wir können die Meute nicht mehr in Schach halten.“ Berichten der Welt am Sonntag zufolge werden die Gläubigerbanken bei ihren Beratungen jedoch keinen Konkurs der NH, sondern eine „stille Liquidation“ über einen Vergleichsverwalter anstreben. Bei einer solchen Liquidation könnten über einen längeren Zeitraum hinweg - im Interesse der Gläubiger - Haus– und Grundbesitz der NH weiter verkauft werden. Das wäre bei einem Konkurs nur kurzfristig möglich. Der IG–Chemie–Vorsitzende Hermann Rappe dementierte in einem Spiegel–Interview Berichte über einen bevorstehenden Konkurs der Neuen Heimat. „Das glaube ich nicht“, sagte Rappe, „unsere Experten von der BGAG sagen, dies ist alles in Ordnung“. Der Sprecher der NH, Hermann Boekholt, hatte noch am Freitag ebenfalls gesagt, daß die Banken bisher ihr „Stillhalteabkommen“ gegenüber dem Konzern bis Ende des Jahres nicht aufgekündigt hätten. Nach Informationen des Spiegel sollen jedoch inzwischen Bankkredite von insgesamt zwei Mrd. DM in Frage gestellt sein. Die Bayerische Vereinsbank habe bereits einen Kredit in Höhe von 115 Mio. Mark gekündigt. Am kommenden Donnerstag hat der DGB–Vorsitzende Breit den Aufsichtsrat der Gewerkschaftsholding BGAG zu einer außerordentlichen Sitzung nach Frankfurt einberufen. Dabei wird es vor allem auch darum gehen, ob der bisherige Vorstandsvorsitzende Alfons Lappas weiter im Amt bleibt. Ve.