Banken: Es gibt keine Machtkonzentration

■ Bankenverband wehrt sich gegen den Vorschlag einer Begrenzung von Unternehmensbeteiligungen / Beschränkung von Großfusionen wird abgelehnt

Aus Bonn Uli Kulke

Der Bundesverband Deutscher Banken macht mobil, die Großfinanz will sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen. Verbandsvorsitzender Schröder–Hohenwarth mühte sich am Montag nachmittag vor der Presse in Bonn redlich, den Einfluß seines Gewerbes auf das wirtschaftliche Geschehen im Land möglichst kleinzukochen. Es ging darum, das Gutachten der Monopolkommission der Bundesregierung argumentativ unter Beschuß zu nehmen, das vor Monaten für Furore gesorgt hatte: Die Kommissionäre forderten, die Macht der Banken über Gewerbe und Handel zu beschneiden, und deshalb ihre Eigentumsbeteiligungen (sowie dementsprechend ihre Aufsichtsratsmandate) bei Unternehmen auf jeweils 5 und FDP–Wirtschaftspolitiker Graf Lambsdorff, der ansonsten staatlichen Reglementierungen nicht gerade das Wort redet, zollte ihnen auch noch Beifall. Da für die kommende Woche der Bundestag zu einer Expertenanhörung in Sachen Monopolgutachten geladen hat, nutzte man am Montag schon die Gunst der Stunde. Schröder–Hohenwarth beteuerte, daß „die Banken im letzten Jahrzehnt ihre Bereitschaft zum Abbau des Anteilsbesitzes bewiesen“ hätten. Wer darin indes ein Eingeständnis von zu großer Macht auszumachen meinte, den enttäuschte der Finanzmagnat. Von Bankenmacht hatte er offenbar noch nichts gehört: Nicht zuletzt werde „das Entstehen von Macht durch den harten Wettbewerb in der Kreditwirtschaft behindert“, meinte Schröder–Hohenwarth unter Berufung auf eine etwas verstaubte Studie der Bankenstrukturkommission, die der Bundesregierung 1979 vorgelegt wurde. Um seiner Haltung den nötigen Nachdruck zu verleihen, verteilte der Bankenverband auch gleich vorab sein Statement, daß er auf der kommenden Anhörung als Interessenverband zum besten geben will - ein ungewöhnlicher Vorgang allemal. Der Bankenverband ist zu Recht der Auffassung, daß die Haltung der Koalitionsparteien zum Monopolgutachten noch immer nicht einheitlich ist, und da heißt es jetzt Flagge zeigen. Ungewöhnlich ist es auf den ersten Blick aber auch, für was sich die Bankenlobby alles stark macht, darunter auch für die Konzentration schlechthin. So kämpft der Verband in seinem Anhörungsstatement vehement gegen die Auffassung der Monopolkommission, die Fusion Daimler– Benz / AEG hätte der Bannstrahl des Kartellamtes treffen müssen - eigentlich eine bankfremde Angelegenheit. Der Bankenverband setzt sich dafür ein, daß auch weiterhin solche Großfusionen möglich sind: „Weiter ist zu berücksichtigen, daß vor allem die internationale Wettbewerbsfähigkeit auf zahlreichen Märkten größere Einheiten erfordert“. Und daß der Markt alles, die gesellschaftlichen und politischen Bedenken für die Großfinanz dagegen nichts sind, machte der Mann von der hohen Warte aus deutlich: „Im übrigen ist der Hinweis auf die gesellschaftspolitischen Dimensionen von Großfusionen nicht geeignet, einen weitgehenden Verzicht auf die wettbewerbspolitisch gebotene marktbezogene Betrachtung zu rechtfertigen“ - der Markt ist tabu und das heiligt groteskerweise auch noch das Mittel der Totalkonzentration. Der Bankenverband kann nur hoffen, daß die Bundestagsabgeordneten der kommenden Woche letzteres nicht allzu genau registrieren, wenn es um die Meinung der Monopolkommission zur Bankenmacht geht. Der starke Einsatz Schröder–Hohenwarths zu Großfusionen aller Art ist nämlich nur allzu deutliches Zeichen dafür, daß die Banken eben auch beim Besitzwechsel von Aktienpaketen ihre Macht erweitern und ihr Scherflein verdienen: Sie vermitteln, streichen bei Auf– und Weiterverkauf ihre Provisionen ein, und bestellen ihre Aufsichtsräte, die dann eben auch ihre Vorstände neu zusammenwürfeln.