I N T E R V I E W „Hin und Her unerklärlich“

■ Schiessers Neue Heimat–Bevollmächtigter Wurche (SPD)

taz: Herr Wurche, was ist passiert? Wurche: Bisher ist noch gar nichts entschieden. Wenn es überall heißt, die Banken hätten sich mit Schiesser schon geeinigt, dann stimmt das nicht. Herr Schiesser ist in Frankfurt und führt Sondierungsgespräche mit Hinz und Kunz. Warum wollen die Banken nicht mehr? Ich vermag nicht zu verstehen, warum die Banken nicht mehr mit Schiesser zusammenarbeiten wollen. Das ewige Hin und Her ist mir völlig unerklärlich. Unser Zahlenmaterial ist in sich schlüssig und entspricht dem, was die Banken wollen. Das Konzept ist machbar, sonst hätte Herr Schiesser den Konzern vor vier Wochen nicht zu übernehmen brauchen. Die Dinge sind bezahlbar und in einer Wirtschaftlichkeitsrechnung nachgewiesen, eine Zahlungsunfähigkeit ist nicht gegeben. Es ist doch ein ungeheurer Vorgang, wenn von heute auf morgen von den Banken erklärt wird, daß der gleiche Zustand mit einer Auffanggesellschaft fortgesetzt wird, ohne Schiesser. Hier müssen andere Gründe, möglicherweise politische, eine Rolle spielen. Sonst ist keine Logik drin. Die Banken haben kein Vertrauen zu ihm? Ich kann nur vermuten, daß es daran liegt, daß er ein mittelständischer Unternehmer ist, der nicht in die Vorstellungswelt eines hohen Bankers paßt. Dabei habe ich den Verdacht, daß der Konkurs zum Teil sensationsheischend herbeigeredet wird, weil das Sanierungskonzept Schiessers nicht in die Landschaft paßt. Die Banken haben doch jahrelang herumlaboriert, und jetzt sind sie sauer auf Schiesser. Ist Schiesser überhaupt bereit, die NH zu veräußern? Die einseitigen Absichtserklärungen der Banken müssen erst einmal mit Fleisch gefüllt werden. Schiesser ist zu 98 sich die Bürde nicht aufgeladen, um sie ohne weiteres wieder zu veräußern. Es sind Aufwendungen entstanden, er hat die gesamten Besprechungen geführt und Überzeugungsarbeit geleistet. In fairer Weise muß ihm erst einmal mitgeteilt werden, was von den Bankenvertretern überhaupt geredet wurde. So kann man über Konsequenzen nicht reden. Interview: bmm