Sandoz–Unfall genutzt

■ Chemie–Unternehmen machten die Schleusen auf

Berlin (taz/ap) - Der Brand beim Chemiekonzern Sandoz ist von anderen Chemie–Unternehmen offenbar schamlos ausgenutzt worden, um heimlich eigene Chemieabfälle in den Rhein zu leiten. Das Umweltministerium Baden–Württemberg teilte gestern mit, daß im Rhein Schadstoff–Konzentrationen gemessen wurden, die mit dem Brand– Unfall allein nicht erklärt werden könnten. Umweltminister Weiser kleidete seinen Vorwurf in die Formulierung, er wolle „nicht ausschließen“, daß weitere Firmen Chemikalien eingeleitet haben, „ich will nicht sagen unter Ausnutzung des Unfalls, aber...“. Dem Ministerium liegen jetzt Informationen der Schweiz vor, daß die Firma Ciba–Geigy 400 Liter hochgiftiges Antrazin in den Rhein geleitet hat. Nach offiziellen Angaben soll dies aber angeblich schon am 31. Oktober, also ein Tag vor dem Sandoz–Unfall passiert sein. Weiser kritisierte außerdem nochmals die Informationspolitik der Eidgenossen. Der Ciba–Geigy–Unfall sei ihm erst jetzt als „leichte Havarie“ mitgeteilt worden. Zu den Gründen für die „Kommunikationschwierigkeiten“ zwischen Schweizer und Westdeutschen Stellen sagte Weiser, es habe zum Gewässerschutzamt in Basel keine Kontaktmöglichkeit bestanden, weil das Amt eigenmächtig seine Telexnummer geändert habe. -man–