P O R T R A I T Ein Lappas–Opfer

■ Günter Schröder, Vorsitzender der GdP, verlor sein Amt

Nicht Alfons Lappas, der auf dem Hamburger IG–Metall– Kongreß in Beugehaft genommene oberste Manager der Gewerkschaftsholding BGAG, ist das erste Opfer des neuerlichen Skandals um die Neue Heimat. Erwischt hat es Günter Schröder, der sich in der Erregung des Augenblicks dazu verstiegen hatte, die Verhaftung Lappas mit der Zerstörung der freien Gewerkschaften und des demokratischen Staates 1933 durch die Nazis in Beziehung zu setzen. „Ich habe von meinen Lehrern gelernt, daß sich 1933 nie wiederholen wird“, hatte er in den Saal gerufen und damit stehende Ovationen der Gewerkschafter geerntet. Alles Hin und Her über die Interpretation seines dummen Ausspruchs nützte nichts: die Mehrzahl der Landesverbände der GdP nutzte die Gelegenheit, einen bisweilen eigenwilligen, auch für seine Kollegen bei der Polizei unbequemen Sprecher loszuwerden.Denn Günter Schröder war kein Funktionär, der im Namen seiner Polizeikollegen den starken Staat gefordert hätte. Bei allen möglichen Gelegenheiten mahnte er beim Arbeitgeber, dem Staat, an, er solle seine politische Verantwortung nicht auf die Polizei abwälzen. Die Gewaltorgien der Polizei in Brokdorf und Wackersdorf kennzeichnete er als Versagen des Rechtsstaates, die Rasterfahndung lehnte er ebenso ab wie die militärische Aufrüstung bei der Polizei. Sein Leitbild war immer noch der Polizist als „dein Freund und Helfer“ und nicht der zum Bürgerkrieg gerüstete Bulle. Ein altmodisch anmutender Idealist, dessen Stimme nun fehlen wird, weil er einmal auf dem falschen Bein sein „Hurra“ gerufen hat. marke