Spitze Schreie erschüttern das Weiße Haus

■ Reagan rotiert in innenpolitische Krise um den Waffendeal mit Teheran / Am Mittwoch gab Reagan erstmals offiziell die Waffenlieferungen an den Iran zu / Dänische Seeleutegewerkschaft bestätigt wiederholte Lieferungen von Waffen und Ersatzteilen an den Iran

Berlin (taz) - Die Enthüllungen über das US–amerikanisch–iranische Waffengeschäft haben Präsident Reagan in die vielleicht schwerste innenpolitische Krise seiner Amtszeit gestürzt. Nach Tagen des Stillhaltens erklärte sich der Präsident am Mittwoch abend zu einem Gespräch mit führenden Kongreßabgeordneten bereit und bestätigte dabei, daß die USA Rüstungsgüter nach Iran geschickt haben. Nach Berichten der Washington Post war es in den letzten Tagen in der Frage einer offiziellen Bestätigung der Waffenlieferungen innerhalb des Weißen Hauses zu teilweise heftigen Streitereien zwischen dem Sicherheitsberater Poindexter und dem Stabschef des Weißen Hauses Regan gekommen. Poindexter, in dessen Auftrag sein Vorgänger in diesem Amt, McFarlane, zur Abwicklung des Deals nach Teheran geflogen war, soll sich, trotz der sich häufenden Meldungen über Details des Waffentransfers, geweigert haben, die offiziell vertretene Geheimhaltung aufzuheben. Stabschef Regan habe dagegen im Interesse von Außenminister Shultz und Verteidigungsminister Weinberger, die sich beide übergangen fühlen, auf der restlosen Aufklärung der Affaire bestanden. Bei einer Unterredung zwischen dem Präsidenten und seinen beiden Beratern hätten sich, so die Washington Post, Poindexter und Regan hysterisch ange schrien, bis der Präsident sich für die Haltung des Sicherheitsberaters entschieden hätte. Später sei der Präsident dann wieder umgeschwenkt und sich bereit erklärt, Stellung zu nehmen. Nach Angaben aus Regierungskreisen in Washington hat Reagan die Waffenlieferungen mit Bemühungen gerechtfertigt, Beziehungen zu gemäßigten iranischen Politikern zu knüpfen. Die New York Times meldete zu dem Tref fen Reagans mit den Führern beider Parteien, daß Reagan darauf hingewiesen habe, daß die USA im Falle des Todes von Khomeini in der schlechten Situation sein würden, keinen Kontakt zu möglichen Vertretern des künftigen Regimes zu haben. Die Waffenlieferungen erfolgten laut Reagan einzig aus diesem Grunde und seien keineswegs das Ergebnis eines Handels hinsichtlich der Freilassung amerikanischer Geiseln im Libanon. Zur Frage des Transports amerikanischer Waffen nach Iran hat sich in Kopenhagen die dänische Seeleutegewerkschaft geäußert und Beweise vorgelegt, daß dänische Schiffe seit mehreren Jahren von Häfen in Italien, Griechenland und Israel aus den Iran mit Waffen aller Gattungen und Ersatzteilen beliefert haben. In Dänemark ist zwar der Verkauf von Waffen an kriegsführende Länder untersagt, nicht jedoch der Transport ausländischer Waffen in diese Gebiete. thore