Pogromstimmung in Jerusalem

■ Nach der Ermordung eines Talmud–Studenten wurde am Sonntag die Altstadt von Jerusalem von anti–arabischen Racheaktionen beherrscht / Rechtsextreme „Kach“–Bewegung aktiv

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Angriffe gegen Araber auf der Straße und Beschädigungen an arabischem Eigentum beherrschten am Sonntag die Altstadt von Jerusalem. Im Laufe des Tages weiteten sich die Unruhen auf von religiösen Juden bewohnte Vororte aus, wo größere Massen unter Rufen wie „Tod den Arabern“ demonstrierten. Gegen arabische Häuser in der Nachbarschaft der jüdischen orthdoxen „Jeshivot“ (religiöse Seminare, in denen der Gush–Emunim– Chauvinismus vorherrscht) wurden Steine und Molotow–Cocktails geschleudert. Anlaß für die Unruhen war die Ermordung eines Mitglieds der fundamentalistischen „Jeshuva“ durch, wie es heißt, drei jugendliche Palästinenser aus der Westbank–Stadt Jenin. Die rechtsextreme „Kach“– Bewegung des Rabbi Kahane be gann Lynch–Aktionen an Arabern, und die Zerstörung von Häusern und wurde bald von Gruppen des rechten Spektrums - zumeist orthodox chauvinistische Parteien - verstärkt. Nicht–religiöse Rechtsradikale stießen ebenfalls dazu, so daß die Altstadt von diesem anti–arabischen Pogrom überzogen wurde. Der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, forderte die reichen, führenden arabischen Händler der Stadt auf, Ruhe zu bewahren, und erinnerte sie daran, daß ihre Geschäftstätigkeit darunter leiden würde, wenn sie die „radikalen Elemente unter den Palästinensern“ nicht kontrollieren könnten und diese nicht „um des friedlichen Zusammenlebens willen“ zur Kooperation mit den israelischen Behörden überredeten. Nach Aussagen des amtierenden Polizei–Ministers, Jigael Hurvitz gehören die drei des Mordes beschuldigten Palästinenser der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ an. Innenminister Jizhak Perez (von der orthodoxen Shass–Partei) sagte, daß effektivere und schärfere Strafmittel nötig seien, um die Araber in Jerusalem zur Raison zu bringen. Führer der arabischen Gemeinde Jerusalems, wie Faik Birkat, Leiter der Ost–Jerusalemer Handelskammer, erklärten, daß die herrschende Spannung in der Altstadt Resultat der provokanten Besiedlung muslimischer Stadtteile und der Enteignung arabischer Hausbesitzer durch jüdische religiöse und private Institutionen ist. Arabische Familien, deren Besitz in der Altstadt enteignet wurde, dürfen sich nicht in den ausschließlich jüdischen Siedlern vorbehaltenen Vorstädten Ost–Jerusalems niederlassen.