Wenn die Tiefflieger kommen . .

■ Heidelberger „Interdiziplinäres Sozialforschungs–Team“ (IST) legt Studie über subjektive Belastungen der vorderpfälzer Bevölkerung durch militärische Tiefflüge vor / 44

Aus Bad Dürkheim Rolf Gramm

Das Heidelberger „Interdisziplinäre Sozialforschungs–Team“ (IST) stellte am Dienstag auf einer Pressekonferenz eine Arbeit vor, mit der erstmals gesicherte empirische Daten über Einstellungen zu und Auswirkungen des Tiefflugbetriebs vorliegen. In insgesamt 28 Gemeinden in der von Tieffliegern arg geplagten Vorderpfalz haben die Sozialwissen schaftler mit Unterstützung der Berliner FU und der Gesamthochschule Kassel von April bis Juni 1986 eine repräsentative Befragung der dortigen Bevölkerung durchgeführt. Bis zu 145 Tiefflüge an einem einzigen Tag wurden während der Untersuchung gezählt, der durch die Maschinen erzeugte Schallpegel lag zwischen 85 und 111 Dezibel. Die Schmerzgrenze beginnt bei einer Lärmbelästigung von 75 Dezibel. „Bis lang gab es bestenfalls Messungen des Schallpegels, dabei gibt es keine besseren Meßgeräte als die Menschen selbst, wenn es um Lärm geht“, erklärt der IST–Soziologe Dr. Wolf Schluchter die Vorgehensweise der Untersuchung. Die wichtigsten Ergebnisse: Lediglich 3 fühlen sich durch die Tiefflieger „nicht gestört“. 40 werden „dauernd stark“, weitere 39 Knapp ein Drittel der Befragten fühlt sich durch den Fluglärm gesundheitlich beeinträchtigt. 16% führen Schlafstörungen auf die Flieger zurück - etwa drei Viertel der Befragten haben schon beobachtet, wie Kinder zu schreien beginnen oder zu Erwachsenen flüchten. Bei über einem Viertel der Kinder sind Fluglärmwirkungen zu beobachten, die eine Beeinträchtigung ihrer Entwicklung befürchten lassen. Lediglich 8 Befragten meinen, der Tiefflugbetrieb nutze mehr als daß er schade. Nur Schaden und keinerlei Nutzen sehen dagegen 23 Lediglich 32 meisten wollen eine starke Verringerung, immerhin 44 geben an, daß das Problem Einfluß auf ihr Wahlverhalten hat. Frauen und Jugendliche lehnen Tiefflüge am schärfsten ab. Zusätzlich zu der Erhebung führten die Sozialwissenschaftler Interviews mit Betroffenen und untersuchten gesondert einige sensible Bereiche wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen. Nähere Informationen bei IST–GmbH, 69 Heidelberg, Hauptstr. 24. Eine Parallelstudie der Projektgruppe „Flug“ am Berliner Soziologischen Institut, Babelsbergerstr. 14 - 16, 1000 Berlin 31, kann ebenfalls bezogen werden.