Kanzelpropaganda gegen Abtreibung

Nürnberg (taz) - „Als Lehrstück in Sachen Frauenverachtung“ werten die bayerischen Grünen und Nürnberger autonomen Frauengruppen das Wehgeschrei von bayerischer Staatsregierung, örtlicher CSU und vor allem der katholischen Kirche gegen den Ausschreibungstext für zwei neue Chefarztstellen an der Städtischen Frauenklinik. Die Passage „Es wird vorausgesetzt, daß Ärztinnen/Ärzte bereit sind, Schwangerschaftsabbrüche im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen durchzuführen“ hatten SPD und Grüne zusammen mit dem Oberbürgermeister durchgesetzt, da nach der Verhaftung eines Frauenarztes im April lediglich eine Privatklinik in der Stadt Abbrüche nach der Notlagenindikation durchführt. Mit der Textpassage - so der Erzbischof von Bamberg, der Caritas– Verband in Nürnberg und der katholische Stadtdekan - wird der „moralische Untergang“ der Stadt in Gestalt einer „Abtreibungsklinik“ eingeläutet. Die Auseinandersetzung fand ihren vorläufigen Höhepunkt in der Sonntagspredigt von den Kanzeln aller katholischen Kirchen der Stadt unter dem Motto „Wir werden uns nicht damit abfinden“. Die Kanzelaktion stellt für die grüne Bundestagskandidatin Bärbel Rust einen „qualitativen Sprung“ in der Auseinandersetzung dar. Sie befürchtet, daß der bevorstehende Wahlkampf und die Vorweihnachtszeit benutzt wird, um eine neue Offensive gegen die Frauenbewegung und den §218 zu starten. bs