Linke Opposition in Manila nimmt Herausforderung an

Berlin (taz) - Die obligatorischen Parolen gegen Imperialismus und Faschismus waren kaum zu hören, es gab keine Straßenkämpfe, keine Wutausbrüche und wenig Tränen. Und doch war der kilometerlange, zehnstündige Trauermarsch, mit dem der ermordete philippinische Gewerkschaftsführer Rolando Olalia am Donnerstag in Manila zu Grabe getragen wurde, die eindrucksvollste Demonstration der Stärke der philippinischen Linken, die gegenwärtig überhaupt vorstellbar ist. Verschwunden waren die netten gelben Bändchen und Schnickschnacks, die sonst die Kundgebungen der Aquino–Bewegung begleiteten. Präsent waren dafür die Führer der Guerillafrontorganisation NDF, Satur Ocampo und Tony Zumel, geschützt von einigen bewaffneten Bodyguards aus den linken Basisorganisationen und den Hunderttausenden, die mit ihnen demonstrierten. Die „New Peoples Army“ selbst schickte einen riesigen Trauerkranz mit ihren Insignien für den „Genossen Lando“. Und anschließend gab der ehemalige Starjournalist Ocampo im Presseclub auch noch ein paar Interviews. Die Linke versteckt sich nicht, sie hat die Herausforderung angenommen - allen Putschgerüchten, Todesdrohungen und Attentaten zum Trotz. Die Flucht nach vorn ist die einzige Möglichkeit, den drohenden Coup zumindest zu erschweren. Das Dilemma wird öffentlich gemacht. „Keine unserer Aktionen ist gegen Aquino persönlich gerichtet“, sagt J.V. Bautista, Führer des (noch) legalen Linksbündisses BAYAN. „Der Präsidentin hat es noch nie an guten Absichten gefehlt“, sagt Satur Ocampo. „Aber sie ist unfähig, die Armee zu kontrollieren. Und solange dies nicht der Fall ist, wird es keinen Frieden geben“. Nina Boschmann FORTSETZUNG VON SEITE 1