Friedensblockade gegen Raketen

■ Am zweiten Tag der Blockadeaktion im Hunsrück wieder Bauarbeiten behindert / Bevölkerung lehnt Aktionsformen nicht ab / Weitere Blockadeaktionen angekündigt / Polizei blieb „behutsam“

Hasselbach (taz) - Bei den Blockadeaktionen der Friedensbewegung am Stationierungsgelände in Hasselbach sind an beiden Tagen weit über 100 Personen kurzfristig zur Personalienfeststellung festgenommen worden. Insgesamt beteiligten sich an beiden Tagen jeweils über 200 Menschen an den Sitzblockaden aller vier Tore, an denen zahlreiche Transparente wie „Heute Zu“ befestigt waren. Ein „eigenes“ Tor hatten dabei die rund 50 Hunsrücker Bürger, die sich an der ersten Blockadeaktion in ihrer Gegend beteiligten. Ihr Transparent: „Aus Liebe zur Heimat - Nein zu Atomraketen, Wir Beller Bürger“. Die Blockierer wurden teilweise von der Bevölkerung mit wärmenden Getränken versorgt, die den Blockaden eher positiv gegenüber eingestellt ist und sich von den Politikern im Stich gelassen fühlt. So hatten sich bereits vor einiger Zeit die Gemeinden Bell und Hasselbach einstimmig gegen die Stationierung der Cruise Missiles auf ihrer Gemarkung ausgesprochen. Anders als viele Hunsrücker distanzierte sich die rheinland–pfälzische SPD in einer Presseerklärung ausdrücklich von der Form der Blockade. Mit „solchen Äußerungen“, so Thomas Schmidt von der Initiative Kirche von Unten (IKvU), „zieht sich die SPD wohl eher aus der Friedensbewegung zurück“. Auch der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Gert Weisskirchen kritisierte die Haltung des SPD–Landes–Chefs Rudolf Scharping. Mit von der Blockade–Partie waren dagegen eine Gruppe von „Ärzten gegen den Atomtod“ um den Psychoanalytiker Prof. Horst–Eberhard Richter und Till Bastian. Auch die Grünen Bundestagsabgeordneten Petra Kelly, Gert Bastian und Henning Schierholz beteiligten sich an der Aktion. Mitglieder der jüdischen Friedensinitiative Bonn nahmen ebenfalls an der Blockade teil. Die Polizei ging gegen die Demonstranten auch am zweiten Tag recht behutsam vor. Sie räumte nur „nach Bedarf“ ein Tor, um den Bauarbeitern und Militärs die Durchfahrten zu ermöglichen. Ein Sprecher der Blockadegruppen wertete die Aktionen an den zwei Tagen als Erfolg. Die Demonstranten hatten die Behinderung der Bauarbeiten weitgehend erreicht. Für die Zukunft werde man auch weiter als ein Mittel gegen die Atomrüstung die Form der Blockade wählen, sagte Thomas Schmidt. Dabei kündigte er an, daß das Stationierungsgelände in Hasselbach „erneut und dann noch effektiver blockiert“ werden sollte. Felix Kurz