Visionen gesucht

■ Die „neue Mehrheit“ der Berliner SPD

Was waren das für Zeiten, als Stobbes Erkenntnis, Berlin sei eben vor allem auch dies: eine Kommune mit kommunalen Problemen, die Ex–Hauptstädter und heroischen Blockade–Opfer frappierte. Nun hat die CDU es übernommen, den Bürgern aus Dingsda einzuhämmern, sie lebten in einer „Metropole“. Und die SPD tut sich schwer, aus den Korruptions–Skandalen der konservativen Metropolen–Schöpfer Kapital zu schlagen, weil sie eben, wie das bei staatstragenden Parteien nun einmal ist, überall auch noch ein bißchen mit drinhängt. Nun sind die alten Kämpfer, die bekannten Machtträger und Strategen verbraucht. Die Jungen, andernorts im besten „Enkel“–Alter, sehen sich am Ziel ihrer Juso–Träume, und es macht ihnen keinen Spaß mehr. Die „neue linke Mehrheit“, die in der Berliner SPD seit dem Wahl–Debakel 1981 wuchs, ist blaß und seltsam unkonturiert. Zum Beispiel beim Thema Mieten: Daß die SPD, nicht mehr an der Regierungsmacht, die „Mieterstadt Berlin“ entdeckt und zum Kämpfer gegen den Weißen Kreis wird, unterliegt nicht mehr einer Rechts– Links–Logik. Es ist ihr zusammen mit der Oppositionsrolle zugefallen. Alle übrigen Probleme mit dem Bauen und Wohnen in der Stadt hat die SPD mit zu verantworten. Und da endet auch schon der Spielraum der „neuen Mehrheit“: Sie wird so lange einzige Wahl bleiben, wie sie die letzte Wahl darstellt. Wenn die Kasse dann saniert ist und die selbstgemachte Moral gehoben, müssen die Konkursverwalter abtreten. Denn „Visionen“, die der neue Landesvorsitzende Momper „selbst machen“ will, sind nicht mit dem alten Münchhausen–Trick zu schaffen, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Mechthild Küpper