R O M - K N I C K E Neue alte Sicherheiten

■ Zum Wahlerfolg der österreichischen FPOE

„Die Waldheim–Saat ist aufgegangen“, hat einer am Wahlabend zu den Erfolgen des rechtsnationalen Jörg Haider gesagt. In der Tat ist die nationalistische Mobilisierung vieler Österreicher angesichts der Angriffe auf den Präsidentschaftskandidaten Waldheim sicherlich Wasser auf Haiders Mühlen gewesen. Und auch der braune Bodensatz, der die Äußerungen der Waldheim–Kritiker, nämlich den Jüdischen Weltkongreß, zum Anlaß nahm, sich in antisemitischen Äußerungen zu ergehen, fühlt sich neben dem rechten Flügel der OEVP vor allem in der FPOE zu Hause. Aber dem Waldheim–Effekt allein ist dieser Erfolg nicht zuzuschreiben. In einem Land, in dem der Parteifilz sich bis in die kleinsten Verästelungen des Systems erstreckt, wo der Steuerzahler riesige Fehlspekulationen staatlicher Manager zu bezahlen hat, ist plötzlich einer aufgetaucht, der anders wirkt. Eben keine jener altväterlichen Figuren, die inzwischen zum Symbol für das Immergleiche geworden sind, sondern jung und dynamisch wirkend, der mit neuen alten Werten wirbt und von „Gesundheit“ und „Sauberkeit“ spricht. Offensichtlich hat Haider die Bedürfnislage vieler Wähler getroffen. Der Sicherheitsgarant, sonst immer die Rechte, ist in Österreich die extreme Rechte geworden. Und viele, die die FPOE bislang belächelt haben, sind gut beraten, sie ernst zu nehmen. Eine Eintagsfliege ist Jörg Haider nicht. Antje Bauer