N O C O M M E N T Wirtschaft ist mehr als Konjunkturpolitik

■ Zum Sondermemorandum der Alternativgutachter

Die „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“, seit gut einem Jahrzehnt im Geschäft, hat sich in Kreisen der Sozialdemokratie und auch der Grünen zu einem anerkannten Gegengewicht zum Sachverständigenrat der Fünf Weisen entwickelt. Die linken Professoren sind in der Tat wichtig angesichts der scheinbar neutralen Regierungsgutachter, seit diese Mitte der 70er Jahre dazu übergegangen sind, nichts anderes als Sparsamkeit des Staates und Bescheidenheit der Lohnabhängigen zu predigen, damit es ihrer heiligen Kuh „Wirtschaftswachstum“ wohlergehe. Heilig ist die Kuh den Alternativforscher freilich ebenfalls, auch sie beschränken sich letztlich auf die Frage: Wie sichere ich Wachstum und Arbeitsplätze dauerhaft und wie kann für die Armen dabei etwas abfallen? Deshalb werden sie ihrem Anspruch auf „Alternative Wirtschaftspolitik“ nur oberflächlich gerecht. Sie sollten sich in AG „alternative Konjunkturpolitik“ umbenennen. Nichts gegen Wirtschaftswachstum. Aber im Jahr von Tschernobyl und Tage nach der Rheinkatastrophe reicht es nicht, im Sondermemorandum pauschal den „Umweltschutz“ anzuführen, wenn es darum geht, Betätigungsfelder zu finden, mit denen ein Konjunkturprogramm von 50 Milliarden Dollar ausgefüllt werden kann. Die Umwelt ist ein Wirtschaftsfaktor und keine Restgröße, mit der Wachstum begründet werden kann, weil sie gerade mal im Trend liegt. Wenn sie sich Gedanken darüber machen, ob und wenn ja wie mit (oder trotz) Wachstum die große Katastrophe abgewendet werden kann, dürfen sich die Forscher dann wieder „Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspolitik“ nennen. Ulli Kulke McCASH FLOWS ORAKEL