Senator verleugnet Risikostudie

■ Hamburger Energiesenator Kuhbier wußte seit 15.6. von AKW–Risikostudie, schwieg aber still

Aus Hamburg Niklas Halblützel

„Mit Befremden“, so die Geschäftsleitung der Hamburgischen Electricitätswerke, habe man am 15. Juni erfahren, daß die schleswig–holsteinische Landesregierung eine Untersuchung der norddeutschen Siedewasserreaktoren in Auftrag gegeben habe. Mit beunruhigenden Ergebnissen: Beim Super–GAU werde es zwischen drei und 21 Stunden dau ern, bis die Radioaktivität freigesetzt werde. Bisher hatte man dafür vier bis fünf Tage berechnet. Durch Indiskretion war dies den Grünen bekannt geworden, die Hamburger GAL fragte den Senat am 4. Juli, ob sie auch ihm bekannt sei. Antwort vom 15. Juli: „Der Senat hat erst durch die vorstehende Anfrage von der Existenz des Gutachtens erfahren.“ Nicht so Hamburgs Energiesenator Kuhbier (SPD). Ihn infor mierte die Geschäftsführung - pflichtgemäß - schon vier Tage nach dem vertraulichen Gespräch im Kieler Sozialministerium. „Für mich ist nicht entscheidend, wann mich der HEW–Vorstand informiert, für mich ist entscheidend, wann der Hamburger Senat das Gutachten erhält.“ Offiziell geschah das in der Tat vorgestern. Jörg Kuhbier hatte sich außerstande gesehen, seine Senatskollegen über den Inhalt des TÜV–Gutachtens zu informieren. Auch die Anfrage der Parlamentarier war für ihn kein Grund gewesen, in die Öffentlichkeit zu gehen. Denn in jenem Kieler Gespräch war man übereingekommen, das TÜV–Papier unter Verschluß zu halten und an das neu gegründete Wallmann–Ministerium weiterzuleiten. Davon will Senator Kuhbier erst letzten Sonnabend aus der Tagespresse erfahren haben.