Die Schattenregierung der Contra

■ Die nicaraguanische Opposition tagte in San Jose / Interne Querelen offensichtlich / In fünf Wochen Beschlüsse von Widerstandprojekten angestrebt

Aus San Jose Leo Gabriel

Ohne irgendwelche spektakuläre Ergebnisse ging am Dienstag die Konferenz der antisandinistischen Union Nacional Opositora (UNO) im Grandhotel Cagliari zu Ende. Höhepunkt des nur schwach besuchten Abschlußtreffens bildete die Auseinandersetzung mit den USA, über deren mangelnde finanzielle Unterstützung sich die Contra–Führer bitter beklagten. „Erst wenn wir die zugesagten 100 Millionen erhalten, werden wir ein Gebiet auf nicaraguani schem Territorium erobern und dort eine Regierung im Widerstand ausrufen“, erklärte der Vorsitzende der Konferenz Fuad Farach, ein nicaraguanischer Geschäftsmann. Auf interne Auseinandersetzungen innerhalb des Oppositionsbündnisses läßt die Tatsache schließen, daß die UNO–Chefs Alfonso Robelo und Arturo Cruz bereits vor Beginn der Sitzung nach Panama bzw. Miami abgereist waren. Auch die rechtsgerichteten Parlamentarier aus sieben lateinamerikanischen Ländern, die noch am Montag an der Eröffnung teilgenommen hatten, waren am Tag der Beschlußfassung ferngeblieben. Die Vertreter der Aufständischen gaben einhellig zu, daß derzeit „keine Bedingungen für die Bildung einer Exilregierung gegeben sind“. Nur Pedro Joaquin Chamorro, Ex–Direktor der nicaraguanischen Oppositionszeitung „La Prensa“, erklärte, daß der Kampf der Antisandinisten unabhängig von der nordamerikanischen Hilfeleistung weitergehen würde. Für die Zeit nach der Machtergreifung durch die Contras schlug die Versammlung der UNO drei Projektentwürfe vor, deren weitere Ausarbeitung zwei Kommissionen überlassen wurde: einerseits handelte es sich um eine zu erstellende „Charta der Menschenrechte in Nicaragua“, und ein künftig auszuarbeitendes Programm für „das Jahr nach dem Sturz der sandinistischen Regierung.“ Einzig ein sogenanntes „Projekt des vereinten Widerstandes“ wurde den Versammelten zur Unterschrift vorgelegt. Eine neuerliche Vollversammlung der UNO, die über die Vorschläge der eingesetzen Kommission beschliessen soll, wurde für in fünf Wochen anberaumt.