P O R T R A I T Militärstratege und geschickter Taktiker

■ Der neue philippinische Verteidigungsminister Rafael Ileto hat sich als erfolgreicher Counterinsurgency–Stratege profiliert

Mit der Ernennung von Rafael Ileto zum neuen Verteidigungsminister hat die philippinische Präsidentin Corazon Aquino einen guten Fang gemacht. Der 66jährige Dreisternegeneral, Jurist und langjähriger Diplomat, genießt sowohl in seiner Heimat als auch bei der „Schutzmacht“ USA als integrer und qualifizierter Militärstratege hohes Ansehen. Er ist politischer Ambitionen unverdächtig und verfügt aufgrund seiner wechselvollen Karriere über umfangreiche Erfahrungen mit Putschversuchen, Volksaufständen und Guerillakriegen. Iletos militärische Laufbahn begann Anfang der 40er Jahre. Wie auch der heutige Generalstabschef Ramos absolvierte er die berühmte US–Militärakademie West Point und kämpfte anschließend auf Seiten der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg an der Pazifikfront. 1950 trat er der philippinischen Armee bei und baute dort binnen weniger Jahre die „Scout Rangers“ auf - eine Eliteeinheit, die in der Folgezeit sehr erfoglreich gegen die damalige philippinische „Huk Balahap“–Guerilla eingesetzt wurde. Nach kurzem Einsatz in Indochina (1955–58) stieg er schnell in der militärischen Hierarchie auf, bis er 1969 Oberbefehlshaber des Heeres wurde. Obschon damals ein eindeutiger Hardliner bei der Guerillabekämpfung, widersetzte sich Ileto als einziger führender General der Ausrufung des Kriegsrechts durch Marcos 1971. Dies trug ihm 1975 die Zwangsverschickung als Botschafter nach Teheran ein. Sein großes Vorbild in derFrage der Aufstandsbekämpfung ist der thailändische General Chovalit, dem es mittels ausgeklügelter Amnestieangebote, Hilfsprogramme und dem Abbau der US– Stützpunkte gelang, den Einfluß der einst 15.000 Mann starken Thai–Guerilla und die Bedeutung der KP drastisch einzuschränken. Auch für die Philippinen befürwortet Ileto Verhandlungen mit der politischen Massenorganisation, der NDF, und drängt auf eine Ausweitung ziviler Hilfsprogramme. Persönlich ist er gegen einen Abbau der amerikanischen Stützpunkte auf den Philippinen, er hat jedoch erklärt, er werde ein ziviles Votum respektieren. Sein taktisches Geschick bewies Ileto erstmals bei der sogenannten gelben Revolution im Februar dieses Jahres. Damals verwickelte er den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Ver, solange in Gespräche, bis der Volksaufstand gegen Marcos und die von Ramos und Verteidigungsminister Enrile geführte Militärrevolte an Boden gewonnen hatten und ein Schießbefehl nicht mehr durchzusetzen war. Dennoch nahm Ileto nach dem Sieg Aquinos den Posten des Vizeverteidigungsministers nur widerstrebend an, da er nicht mit dem intrigefreudigen Enrile in Verbindung gebracht werden wollte. Befragt, was er mit den sogenannten „Enrile–boys“ zu tun gedenke, erklärte er: „Ich glaube nicht alles, was in der Presse steht. Vieles von dem, was geschehen ist, war wohl eher psychologische Kriegsführung als ein strafbarer Akt. Wir werden ein paar Umsetzungen vornehmen. Rotation ist ohnehin eine gute Sache.“ Nina Boschmann