Aquino kittet die Fugen ihrer Macht

■ Wenige Tage nach Waffenstillstandabkommen mit der NPA Verhandlungen mit konkurrierenden Guerillagruppen / Zwei weitere Minister entlassen / Großprojekt aus Marcos–Ära eingemottet

Aus Manila Nina Boschmann

Wenn die Philippinen in den vergangenen Wochen je unregierbar waren, so am gestrigen Dienstag: Gut das halbe Kabinett war für einen Tag dem Mief der Hauptstadt enflohen, um in den zerklüfteten Cordilleren der Hauptinsel Lozon mit Vertretern der lokalen Stammesbevölkerung und den Führern der Cordillera Peoples Liberation Army (CPLA) über Entwicklungsmöglichkeiten und Autonomieformen zu diskutieren. Ein formeller Waffenstillstand wurde unterzeichnet und ein Kommittee aus Vertretern beider Seiten gebildet. Am 15. Dezember sollen die formellen Friedensverhandlungen beginnen. Bei der CPLA handelt es sich um eine Abspaltung von der New Peoples Army unter dem legendären ehemaligen NPA–Commander und Priester Conrado Balweg. Er wurde im April dieses Jahres aus der NPA ausgeschlossen und gründete daraufhin mit einigen hundert Getreuen eine eigene Guerillatruppe, die CPLA, deren Operationsgebiet sich auf drei der fünf Bergprovinzen im Norden beschränkte. Der Konflikt zwischen den beiden Bewegungen wurde nie offen ausgetragen. Für die KP ist der auf vielen Inseln vorherrschende Feudalismus in den Produktionsverhältnissen der zentrale Widerspruch, während von den Volksorganisationen der Cordillera (wo Kleinstbesitz vorherrscht) die allgemeine Rückständigkeit und der Mangel an Autonomie beklagt werden. Dementsprechend entschieden viele Cordillera–Basisorganisationen bereits im vergangenen Februar, Aquino trotz ihres bürgerlichen Backgrounds zu unterstützen und nicht die offizielle Wahlboykottpolitik der Linken zu befolgen. Nach dem Machtwechsel war Balweg der erste Rebellenführer, der mit Aquino zusammentraf. Am Montag erfüllte Präsidentin Aquino eine der Hauptforderungen der Balweg–Gruppe. Das Chico–Staudammprojekt, das von der Weltbank finanziert werden soll und seit Jahren von der Cordilleren–Bevölkerung heftig bekämpft wird, ist nach einem ebenfalls umstrittenen AKW in Bataan das zweite Großprojekt aus der Marcos–Ära, das gekippt wird. Unterdessen hat Corazon Aquino am Dienstag die Rücktrittsgesuche zweier weiterer Minister ihrer Regierung angenommen. Wie Regierungssprecher Teodoro Benigno mitteilte, will die Präsidentin am Mittwoch die Nachfolger der zurückgetretenen Minister bekanntgeben. Er teilte jedoch nicht mit, wer die zurückgetretenen Regierungsmitglieder sind, doch wird in Manila vermutet, daß es sich um Arbeitsminister Augusto Sanchez und den Minister für die Kommunalverwaltungen, Aquilino Pimentel, handelt. Vergangene Woche waren bereits Rohstoffminister Ernesto Maceda und der Minister für öffentliche Arbeiten, Rogaciano Mercado, demissioniert worden.