Präsidentenfalle

■ Was steckt hinter dem Iran–Debakel Reagans?

Reagans Glorienschein zerreißt. Die amerikanische Öffentlichkeit ist empört und fordert Aufklärung. Die geniale Außenpolitik seiner „Untermieter“ bringt den großen Kommunikator zum stolpern. Die US–Medien, die Reagan in den vergangenen Jahren treu ergeben waren, fallen plötzlich über ihren Präsidenten her. Was bewirkte den Stimmungsumschwung? Daß mit der Veröffentlichung des Waffengeschäfts bis nach den Zwischenwahlen gewartet wurde, weist auf Richtungskämpfe innerhalb des republikanischen Machtgefüges hin. Nicht zufällig war es die von kalifornischen Republikanern dominierte Los Angeles Times, die den Waffendeal der US–amerikanischen Öffentlichkeit zugänglich machte. Der seit langem schwelende Konflikt im Weißen Haus zwischen den auf Ausgleich bedachten Kräften um Shultz und den Hardlinern im Sicherheitsrat und im Pentagon wuchs sich nach den verlorenen Zwischenwahlen zu einer Palastrevolte aus. Die moderaten Parteikollegen Reagans ergriffen diese Gelegenheit, um eine weitere Destablisierung ihrer Machtbasis zu verhindern. Sie befürchteten, daß eine Fortsetzung der vom Pentagon und vom Sicherheitsrat bestimmten Politik den Demokraten 1988 eine Mehrheit bescheren könnte. Der Coup war erfolgreich, der Sicherheitsrat wurde ausgeschaltet und die Position ihres Mannes im Weißen Haus gestärkt. Um zu verhindern, daß der Präsident selbst ins Zentrum der Kritik rückte, rieten ihm seine Parteikollegen, sich von einem Teil seiner Mitarbeiter zu trennen. Dieses Kalkül scheiterte an Reagans Halsstarrigkeit. Seinen Stabschef Regan wollte der Präsident nicht auch noch feuern müssen. Dafür bezahlt er jetzt mit dem Verlust seiner Popularität. Michael Fischer