Holding für Hanauer Atomschmiede

■ Die Mütter der Hanauer Nuklearbetriebe RBU und ALKEM - KWU und NUKEM - planen eine Holding Gründung einer Dachgesellschaft wurde bereits im Mai mit der Bundesregierung verabredet

Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz). - Die Kraftwerksunion(KWU) und die Hanauer „Atommutter“ NUKEM als Gesellschafter der Plutoniumfabrik ALKEM und der Reaktor– Brennelemente–Union (RBU) wollen für ihre beiden Töchter eine neue Dachgesellschaft einrichten. Ab Oktober 87 wird die, laut SPD–Ministerpräsident Holger Börner noch „unverzichtbare“ Brennelementefabrik RBU - zusammen mit der ALKEM - einer „völlig neuen Gesellschaft“ gehören, wie KWU–Sprecher Dr. Günther Hildenbrand auf Nachfrage der taz erklärte. Die Produktionen von ALKEM und RBU sollen unter diesem „neuen Dach“ teilzusammengelegt werden. Doch so „neu“ wird die Gesellschaft nicht werden, denn als Geschäftsführer einer soeben ins Leben gerufenen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die bis Herbst 87 die Neukonstruktion technisch und organisatorisch vorbereiten soll, sind die Herren Hildenbrand und Ernst Stöcker berufen worden. Stöcker ist einer der Manager, die - auf Druck des hessischen Wirtschaftsministers Steger - die Geschäftsführung von ALKEM und RBU verlassen mußten. Zeitgleich mit dem Wechsel Stöckers in die Geschäftsführung der neuen GbR– Gesellschaft ging RBU–Geschäftsführer Erich Zastrow in den „verdienten Ruhestand“ (ALKEM–Sprecher Jend), der eigentlich ein Vorruhestand ist. Der Dritte im Bunde, der CDU–Bundestagsabgeordente Alexander Warrikow, hatte sich bereits vor drei Monaten von der RBU–Geschäftsführung „beurlauben“ lassen. Mit der Auswechslung des kompletten Managements kamen die Mütter KWU und NUKEM einer Forderung von Wirtschaftsminister Steger nach, der in einem Brief vom 4.9.86 diese Ablösung der bisherigen Geschäftsführer zur „Genehmigungsvoraussetzung“ für den Betrieb der Anlagen erklärt hatte. Auch der zweiten Forderung des Ministeriums, der Nachreichung fehlender Unterlagen zur Genehmigung, haben die Unternehmen inzwischen entsprochen, so daß einer Genehmigung der RBU–Anträge inzwischen nichts mehr im Weg steht. Wie Steger–Pressesprecher Raack mitteilte, sei das Ministerium dabei, die nachgereichten Unterlagen zu prüfen. Einen Abschlußtermin wollte Raack allerdings nicht nennen. Daß sich durch das neue Firmenkonstrukt in Hanau eine neue Genehmigungssituation ergeben könnte, schloß Raak aus: „Wir halten uns an die Antragsteller. Daß jetzt für RBU und ALKEM eine neue Dachgesellschaft gegründet werden soll, spielt für uns keine Rolle.“ Tatsache ist allerdings, daß der hessische Wirtschaftsminister Steger über die neuen/alten „Verwandtschaftsverhältnisse“ in Hanau erst vor wenigen Tagen informiert wurde. Stegers Bonner Ministerkollegen Riesenhuber (BMfT) und Bangemann (BMfW) wurden dagegen bereits im Mai 86 von den KWU– Verantwortlichen konsultiert und um „grünes Licht“ gebeten, „was wir auch bekommen haben“ (Hildenbrand/KWU). Noch tun sich die hessischen Gegner der Hanauer Brennelementeschmieden innerhalb und außerhalb der Parteien schwer, mit der Einschätzung der neuen Situation. Den Sprecher der Landtagsgruppe der hessischen Grünen, Reinhold Weist, „erinnert“ das alles „schwer an den Neue Heimat–Skandal“. Die Grünen befürchten, daß die KWU ihre Skandalfirma ALKEM in einer „ganz kleinen Schachtel verstekken“ möchte, um endlich aus den Schlagzeilen zu kommen. Zunächst müßten allerdings die juristischen Auswirkungen dieses „deals“ eingehend untersucht werden. Für die Hanauer BI–Umweltschutz erklärte deren Sprecher Elmar Diez, daß die KWU wohl beabsichtige, den „Schandnamen ALKEM“ auszulöschen, indem der Plutoniumfabrik das „Mäntelchen“ einer noch namenlosen Dachgesellschaft übergehängt werden soll.