Neue Getreidepolitik im Sahel

■ Trotz besserer Ernten weiterhin Getreide–Defizit / Internationaler Preisdruck auf einheimische Produzenten / Regionaler Markt soll gestärkt werden

Praja (afp/taz) -Trotz relativ guter Ernteergebnisse in den letzten beiden Jahren ist für das Gebiet insgesamt ein Getreidedefizit zu verzeichnen. In dieser Woche diskutieren die Landwirtschaftsminister der im „Interstaatlichen Ausschuß für den Kampf gegen die Trockenheit in der Sahelzone“ zusammengeschlossenen neun Sahel–Länder Strukturmaßnahmen zur Verbesserung der Situation. An der Konferenz im kapverdischen Mindelo nehmen auch rund 100 internationale Experten teil. Nach zwei Jahren guter Getreideernten sehen sich nun einige Sahel–Länder einer „Überschuß– Krise“ gegenüber. Diese Krise könnte nach Ansicht der afrikanischen Experten möglicherweise durch „Dreiecksoperationen“ ge löst werden. Ein Land, das einem Sahel–Staat Nahrungsmittelhilfe zukommen lassen will, könnte diese in einem anderen Sahel– Land mit Überschüssen kaufen. Ein solches Verfahren würde es ermöglichen, den einheimischen Landwirten vernünftige Preise zu zahlen und sie damit zu einer höheren Produktion zu veranlassen. Ein weiterer Vorteil wäre, daß die Ernährungsgewohnheiten mit traditionellen Getreidesorten beibehalten würden. Als Hindernis für eine Förderung der Produktion durch höhere Preise und eine Konkurrenz für die einheimischen Landwirte erweist sich ebenfalls das im Rahmen der internationalen Nahrungsmittelhilfe gelieferte Auslandsgetreide.Deutlich wird, daß das Getreideproblem in der Trockenzone nur gelöst werden kann, wenn der innerafrikanische, insbesondere der regionale Austausch, ein Eckpfeiler der Versorgungspolitik wird. Regulierende und strukturierende staatliche Eingriffe in den Getreidemarkt der neun Länder sollen abgestimmt werden. Zentrale Themen der Konferenz sind deshalb die gemeinsame Politik der Sahel–Staaten bei der Bestimmung von Entwicklungsprioritäten der Getreideproduktion und bei der Verwaltung von Getreidemärkten, sowie Versuche, die Nahrungssicherheitspolitik durch eine verstärkte Ausrichtung auf innere Märkte und regionale Ressourcen zu verbessern. geo