„Historische Allianz Israels mit Teheran“

■ Schon 1980 lieferte Israel Waffen an Khomeini / Anti–sowjetische Tendenz Teherans sollte gestützt werden / Auch in Tel Aviv Kampf zweier Linien / Israels Rolle für die US–amerikanische Strategie in Ländern der „Dritten Welt“ in Frage gestellt

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Offiziell hat Israel die Waffenlieferungen der letzten fünf bis sechs Jahre nicht zugegeben. Die Regierungserklärungen beziehen sich einstweilen lediglich auf relativ kleine Verkäufe, die jetzt in Washington untersucht werden, vor allem, weil eine illegale Zahlung an die Contras mit dieser Transaktion verbunden sein soll. Schamir und Peres geben zu, das Geschäft mit Teheran aufgrund einer geheimen amerikanischen Instruktion abgewickelt zu haben, lehnen jedoch jede Beteiligung an der Profitüberweisung an die Contras ab. Westlichen Schätzungen zufolge soll Israel bereits seit 1980 Waffenlieferungen an Iran für mehr als fünfhundert Millionen Dollar durchgeführt haben. Erst vor eineinhalb Jahren soll es gelungen sein, auch Washington zu überreden, in das Geschäft mit Teheran einzusteigen, vor allem um die politische Entwicklung in diesem wichtigen, an die Sowjetunion grenzenden Land, zu beeinflussen. Uri Lubrani, früherer Botschafter Israels in Teheran und Pretoria, sagte kürzlich gegenüber dem französischen Wochenmagazin LExpress: „Iran fühlt sich von den Arabern bedroht. Wir fühlen das auch. Iran braucht technologische Hilfe. Die können wir liefern. Iran braucht den Westen, um gegen den furchtbaren Einfluß Rußlands standzuhalten. Man soll in Betracht ziehen, daß morgen die historische Allianz Israels mit Teheran wiederhergestellt werden muß.“ Es gibt eine Minderheit in der israelischen Regierung, die eine militärische Unterstützung und Stärkung der Mullahs in Teheran für gefährlich hält, weil damit der islamische Fundamentalismus in arabischen Nachbarstaaten die bestehenden „gemäßigten“ und Amerika–orientierten Regime intern bedroht. Diese Politik wird durch Ezer Weizman repräsentiert, der heute Minister im Außenministerium ist und als Architekt des Camp David Separat– Friedens mit Ägypten gilt. Die Mehrheit der israelischen Führungsschicht sieht die strategische Allianz mit Washington als entscheidendes Leitmotiv. Die traditionell guten Beziehungen mit iranischen Militärs und mit Teilen der politischen Hierarchie geben Israels Geheimdiensten die Möglichkeit, nicht nur detaillierte Informationen über die verschiedenen Fraktionen im Teheraner Machtapparat zu erhalten, sondern sich auch aktiv in die internen Machtkämpfe im Iran einzuschalten. Washington und Jerusalem geht es natürlich vor allem darum, die Entwicklung in Teheran in „gewünschte“ antisowjetische Bahnen zu lenken, und den westlichen Einfluß auf die Nachfolger Khomeinis zu sichern. Jedenfalls sind die geheimen Zusammenhänge und konkreten Kontakte viel wichtiger als die jetzt nach außen hin sichtbaren und öffentlich diskutierten Auseinandersetzungen. In Israel ist es viel einfacher, die schmutzige Wäsche zu verbergen als in Amerika, wo die Spielregeln viel strenger und formell bindend sind. Jerusalem hofft jedoch, daß eventuelle Enthüllungen weder die ausgezeichneten Israel–Beziehungen mit dem USA–Kongreß beeinflussen noch die wichtige Rolle, die Israel für die amerikanische Strategie in Ländern der Dritten Welt spielt, langfristig stören wird.