„Bergung ohne Zeitverlust...“

■ Mit deutscher Gründlichkeit wird im Ernstfall Erste Hilfe geleistet

Das Undenkbare denken. In den Katastrophenschutzplänen des Kreises Pinneberg wird der Super–GAU nicht nur gedacht, sondern in ein detailliertes Katastrophen–Handling überführt. Was mit den - im schlimmsten Fall - Tausenden von Strahlenopfern geschehen soll, wird bis zum Gebrauch von Sicherheitsnadeln beschrieben. „Beim Transport von kontaminierten Personen ist große Vorsicht geboten. Sofern keine Strahlenschutzfachkräfte anwesend sind, ist die Bergung selbständig durchzuführen. Vor (der) Annäherung an kontaminierte Personen Schutzanzug und Plastikhandschuhe anziehen, Dosimeter anstecken und ggfs. Schutzmaske aufsetzen. Bergung ohne Zeitverlust durchführen. Krankentrage zuerst ganz mit Plastikfolie abdecken, dann Wolldecke darauf legen, in die der Patient eingeschlagen wird. Überschlag–Enden mit Sicherheitsnadeln gegen Öffnen sichern. Der am wenigsten kontaminierte Körperabschnitt des Verstrahlten soll im Fahrzeug in Windrichtung zeigen.“ Das Merkblatt für Erste Hilfe warnt zugleich vor übertriebenem Einsatz und deutet an, daß akut verstrahlte Personen notfalls auch zurückgelassen werden müssen. Verletzte seien „unter Beachtung des Selbstschutzes aus dem gefährlichen Bereich zu entfernen. Bei Verdacht einer erhöhten Strahleneinwirkung ist der Strahlungsbereich sofort zu verlassen. Bei lebensbedrohlichen Zuständen hat die konventionelle Notfallhilfe absoluten Vorrang.“ Bei der Mund–zu–Mund–Beatmung wird vor der Möglichkeit der Aufnahme von Radioaktivität gewarnt, deshalb müsse ein Taschentuch zwischen die Münder gelegt werden. Darüber hinaus sind „kontaminierte Personen mit geeignetem Material (Brandwundenverbandstücher, Vliesstofftücher) zu umhüllen“. Die Waschvorschriften für verseuchte Personen sind umfangreich und gründlich. „Kontamination der Haare: Bei nach hinten geneigtem Kopf mit Shampoo waschen, möglichst Hilfsperson mit Handschuhen hinzuziehen. Anschließend mit dreiprozentiger Zitronensäure waschen, nochmals mit Shampoo waschen und abspülen, mit Heißluft trocknen, Kontrollmessung.“ Kontaminierte Körperteile seien „mit milder Seife und weicher Kunststoffbürste unter lauwarmem fließenden Wasser zwei bis drei Minuten sorgfältig (zu) waschen. Gesamte kontaminierte Hautoberfläche mit dichtem Seifenschaum bedecken und danach ausgiebig mit Wasser abspülen. Nach beendeter Dekontamination sind behandelte Hautpartien mit einer Hautschutzcreme zu pflegen.“ In vielen Fällen wird es allerdings nichts mehr zu entseuchen geben. Akut Strahlenkranke, die in der Todeszone hohen Dosen ausgesetzt waren, werden in den vertraulichen Erläuterungen des Innenministeriums in ihrem Krankheitsbild beschrieben: „Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit, schließlich Desorientierung, Schläfrigkeit, Bewußtlosigkeit, Krämpfe und Tod.“ „Etwa 90 rem bestrahlten Personen sterben innerhalb von 14 Tagen.“ -man