Unaufhaltsame Demontage

■ Reagan gibt „Fehler“ in der Abwicklung des Waffengeschäfts mit Iran zu Details über Handelskanäle / Rätselhafte Verbindung zum Sultan von Brunei

Aus Washington Stefan Schaaf

Nach langem Zögern hat Präsident Reagan am Sonntag in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache erstmals eingeräumt, daß bei dem Waffen–Deal mit dem Iran „Fehler gemacht“ worden sind. Doch es sei richtig gewesen, so Reagan, mit gemäßigten Führern jenes Landes Verbindung aufzunehmen. Senatsführer Robert Dole lobte Reagans Eingeständnis vom Sonntag ausdrücklich. Auch nach Reagans Beschluß, an engen Mitarbeitern festzuhalten, wird aber aus Reagans Partei gefordert, seinen Stabschef Regan und CIA– Boss Casey zu entlassen. Währenddessen gräbt die Presse weiter im Morast des internationalen Waffenhandels und fördert nahezu täglich neue Details über jenes abenteuerliche Dealer–Netz zutage, das vom Iran und Israel über die Schweiz und London bis nach Miami, San Salvador und Costa Rica reicht. Die Fäden dieses Netzes laufen in Washington zusammen, bei Leuten wie dem inzwischen entlassenen Generalleutnant Oliver North und Richard Secord. Die Washington Post berichtet am Wochenende von einer weitergehenden Verwicklung der US–Botschaften in San Salvador und in San Jose/Costa Rica, als bisher angenommen. In El Salvador war der oberste US–Militärberater, Armeeleutnant James Steele, von Botschafter Edwin Corr mit der Beobachtung der privaten Waffenabwürfe beauftragt und hatte auch direkten Kontakt mit den Piloten der Hilfsflüge. In Costa Rica hat US–Botschafter Lewis Tambs zweimal in diesem Jahr gefordert, daß Präsident Arias von seinem Neutralitätskurs Abstand nehme und den privaten Versorgungsflügen die Benutzung einer abgelegenen Startbahn im Norden des Landes erlaube. Möglicherweise wollte Botschafter Tambs den Flughafen benutzen, um Güter im Rahmen des offiziellen Regierungsprogrammes humanitärer Hilfe an die Contra über Nicaragua abzuwerfen. Außenminister Shultz soll außerdem nach Darstellung der Zeitung Los Angeles Times den Sultan von Brunei dazu veranlaßt haben, mehrere Millionen Dollar zugunsten der „Contras“ zu stiften. Es ist jedoch unklar, wo die Spende hingekommen ist. Ein Sprecher der „Contras“ gab an, er wisse nichts von einer Zuwendung aus Brunei. „Ich weiß nicht einmal, wo Brunei liegt“, sagte er.