: Alte Ängste
■ Zu Chiracs Kapitulation
Während die Hoffnungen, die der Mai68 weckte, bei den heute protestierenden Schülern und Studenten längst vergessen sind, leben die Ängste, die damals bei Regierenden und Gewerkschaften ausgelöst wurden, fort. Im Mai68 vereinbarten di Darüber hinaus würde ein Generalstreik das empfindliche Machtgefüge der „Cohabitation“ gefährden. Er würde jenen „nationalen Zusammenhalt“, in Frage stellen, auf dem beide Kontrahenten der „Cohabitation“, Mitterrand und Chirac, ihre Ambitionen für die nächste Präsidentenwahl im Mai 1988 konstruieren. Beide haben mit einer erfolgreichen „Cohabitation“ die besten Chancen in ihrem jeweiligen Lager der Rechten oder der Linken das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur zu gewinnen. Bis zum Mai 1988 muß Chirac das geringste Risiko meiden, das zu einem Bruch mit Mitterrand führen kann. Mit dem Generalstreik lag ein solches Risiko in der Luft. Der ehemalige Premierminister Barre, der populärste Mann der Rechten und Kulturminister Francois Leotard, Frankreichs liberaler Jungstar, rochen dieses Risiko und griffen Chirac noch vor seiner Kapitulation offen an. Die Krise läßt einen angeschlagenen Premierminister zurück. Georg Blume
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