Wie weiß muß Miß Germany sein?

■ Heute wird deutsche Miß gewählt / Unerwünscht: Die „Kaffeebraune“ aus Niedersachsen

Von Helga Lukoschat

Berlin (taz) - Alle Jahre wieder. Mißwahl in Germany. Mitten in die Vorbereitungen für den pompösen Wahlakt im feinen Oberstdorfer Kursaal platzt die Bild– Zeitung mit der aufrüttelnden Frage: „Darf dieses kaffeebraune Mädchen nicht Miß Germany werden?“ Denn die Miß Niedersachsen ist Tochter eines Arztes aus Ghana und einer „deutschen Hausfrau“. „Die soll doch bei den Buschwahlen mitmachen!“ soll eine Konkurrentin geäußert haben. Veranstalter Horst Klemmer wird mit den Worten zitiert: „Eine Farbige auf dem Thron der Miß Germany kann ich mir nicht vorstellen“. Der Organisator wehrt sich gegenüber der taz gegen die in seinen Augen verstümmelte Wiedergabe seiner Äußerung. Er kann sich eine dunkelhäutige Miß Germany nicht vorstellen, weil es das allererste Mal wäre. „Schließlich gibt es ja Schönheitsnormen. Ich kann mir auch keine 1.50 m große Miß Germany vorstellen.“ Trotzdem: „Miß Niedersachsen ist intelligent, witzig und hat“ - seine Stimme wird tiefer - „eine traumhafte Figur“. Nein, mit Rassismus hat das nichts zu tun. Ich habe mich so mit den Versen geschunden, und du hast sie nicht einmal schön gefunden. Ich hoffte mit meinem verzweifelten Grauen die Kindeskinder noch zu erbauen. Du aber lachtest mir ins Gesicht. Mensch, rührt dich denn meine Tragik nicht? Da laß ich doch lieber die Poesie und pfeife auf mein gerühmtes Genie. Für deine Erheiterung ist mir Gott weiß, zu schade mein guter Seelenschweiß. Erich Mühsam