„Die Polizei hat provoziert“

■ Frankfurter Studenten wehren sich gegen den massiven Polizeieinsatz während der Demonstration am Mittwoch / „Wir sind keine Verbrecher!“

Frankfurt (taz) - „Die ständige Provokation“ der Polizei sei schuld daran gewesen, daß es am Mittwoch abend zu einem Verkehrschaos in der Frankfurter Innenstadt gekommen sei, sagte gestern nachmittag ein Sprecher der Linken Liste an der Johann–Wolfgang–von–Goethe–Universität. Er erklärte außerdem, es sei „nur der Disziplin der Studenten“ zu verdanken gewesen, daß es nicht zu Ausschreitungen gekommen sei. Die linke Liste hatte am Mittwoch zu einer Vollversammlung und anschließend zur Demonstration aufgerufen, um Solidarität mit den Studentenprotesten in Frankreich und „Trauer und Entsetzen“ über den Tod von Malik Oussekine auszudrücken. Bei einer ersten Demonstration am Sonntag abend waren in der Frankfurter Nobel–Einkaufszone „Fregaß“ zahlreiche Schaufensterscheiben zertrümmert worden. Nach der Vollversammlung, die wegen einer Bombendrohung unterbrochen werden mußte, zogen rund 1.200 Demonstranten mit schwarzen Armbinden durch das Westend zur französischen Botschaft am Bettina–Platz, wo der Botschafter ein Protestschreiben entgegennahm. Er betonte, er habe nicht nach dem Polizeiaufgebot gerufen, das die Studenten immer wieder in Nebenstraßen drängte und seitlich einpferchte. Die Polizei hatte mit sieben Hundertschaften, Wasserwerfern und Absperrgittern das größte Aufgebot seit den ersten Demonstrationen gegen die Startbahn West in Frankfurt aufgeboten. Sie wurde von den Veranstaltern immer wieder per Lautsprecher gebeten: „Laßt die Provokation. Wir sind Studenten, keine Verbrecher!“ Aus Protest blockierten die Demonstranten gegen 18.20 Uhr eine Viertelstunde lang den Verkehr vor dem Hauptbahnhof. -hei